1833 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Deutschland, Italien, Griechenland
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Viii. Italien. Der Kirchenstaat.
jan ließ hier einen Hafen anlegen,, der centum cellae hieß. Jetzt
ist der Handel sehr unbedeutend, und die Stadt zählt kaum 8000
Einw. In der Nähe wird bei Tolla trefflicher Alaun gewonnen.
In dem nordöstlich vom Apennin gelegenen Theile des Kirchen-
staats bemerken wir, mit Uebergehung einer Menge unbedeutender
Orte: Ancona, auf einer nach Norden sich erstreckenden Halbinsel
erbaut, miocm besten Hafen am adriatischen Meere; ihre Fe-
stungswerke sind 1815 geschleift, aber sie hat noch eine sehr starke
Citadelle. Auf der Spitze des Vorgebirges, wo sonst ein Venus-
tempel stand, befindet sich jetzt die Hauptkirche, mehr durch ihre
herrliche Lage als durch ihre Bauart ausgezeichnet. Am Anfang
des prächtigen Molo oder Hafendammes steht ein sehr schön erhal-
tener Triumphbogen des Trajan, und etwas weiterhin ein zweiter
dem Papste Benedict Xiv. zu Ehren erbauter, welcher denhafen-
damin ausbessern und verlängern ließ. Die Stadt gehört zu den
lebhaftesten Seestädten Italiens und zählt noch immer an 20000
Einw., worunter an 5000 Juden. Etwa 3 Meilen südlich davon
liegt der berühmte Wallfahrtsort Loretto, unweit des Musone,
auf einem Hügel, mit 7000 Einw. Er besteht aus einer einzigen
Straße; die Hauptkirche della santa casa (vom heiligen Hause)
von bedeutendem Umfange enthält das eigentliche Heiliglhum: dies
ist nichts anders als das aus Holz und Backsteinen bestehende, 32 F.
lange, 13 F. breite und 19 F. hohe Haus, welches Maria zu Na-
zareth bewohnte, und welches der Legende nach die Engel 1291
nach Tersate bei Fiume in Dalmatien, von da 1295 in einen Wald
bei lleca nati und endlich einige Monate später an den jetzigen Ort
gebracht haben. Es steht frei mitten in der Kirche und ist aus-
wendig ganz mit Marmor überzogen. Im Innern befindet sich
eine hölzerne Statue der Maria, welche mit den köstlichsten Stof-
fen bekleidet wird, und unzählige Weihgeschenke. Die Zahl der
sonst jährlich hierher Pilgernden überstieg oft 100,009, hat aber
außerordentlich abgenommen. Aus den prachtvollen Geschenken
vieler Fürsten und andrer war ein unermeßlich reicher Schatz ge-
sammelt worden, wovon aber, als die Kostbarkeiten 1798 bei der
Annäherung der Franzosen entfernt wurden, sehr viel abhanden
gekommen seyn soll. — Der am Fuße des Apennin gelegene kleine
Ort Tolentino ist sowohl wegen des 1797 hier zwischen Frankreich
und dem Papste geschlossenen Friedens, in welchem die Ausliefe-
rung vieler Kunstwerke bedungen war, als auch wegen der Schlacht
am 2. und 3. Mai 1815 merkwürdig, in welcher Murat gänzlich
besiegt wurde. — Nördlich von Ancona liegt am Meere Sini-
gaglia, das alte Senaga!"a, eine unbedeutende Hafenstadt mit
einer ziemlich berühmten Messe. — Im Innern des Landes auf
einem hohen Berge liegt die wohlgebaute Stadt Urbino (Urhi-
nuni), mit 12000 Einw., der Geburtsort Raphaels. Im Mittel-
alter war sie die Hauptstadt eines eignen Herzogthums, dessen Für-