1833 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Deutschland, Italien, Griechenland
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Ix. Griechenland.
Aulis, an der Meerenge von Euböa, hier Eurkpus ge-
nannt, wo die griechische Flotte sich zum Zuge gegen Troja sam-
melte und wo Agamemnon seine Tochter Jphigenia opferte, um
günstigen Wind zu erlangen.
4. Phocis, venböotien, Lokris, Thessalien, Doris und
dem korinthischen Meerbusen begranzt, war ein kleines durchaus
gebirgiges Land, welches keinen andern bedeutenden Fluß , als den
Cephissus hatte. Unter den Bergen ist vor allen berühmt der
Parnassus, als Wohnsitz der Musen, und ihres Beschützers
Apollo (Phoibos Apollon); auf ihm entsprang die den Musen ge-
weihte Quelle Ka sta lia. Der in der ältern Mythologie berühmte
Berg Oe ta lag an der Gränze von Thessalien. Von den bürger-
lichen Einrichtungen der Phocenser wissen wir wenig, nicht einmal
ob die verschiedenen Städte zusammen einen Freistaat bildeten,
oder ob sie ganz unabhängig von einander waren; wenigstens gab
es hier nicht wie in den meisten übrigen griechischen Staaten eine
vorwaltende Hauptstadt. Das Land ward in dem 10jährigen hei-
ligen Kriege, wodurch die übrigen Griechen die Frevel der Pho-
censer an dem Tempel zu Delphi straften, hart verwüstet und die
meisten Städte zerstört. Der einzige wichtige Ort des Länd-
chens war
Delphi (jetzt Castri), am Fuße des Parnassus, der Sitz
des berühmtesten Orakels im Alterthume. Der Sage nach tödtete
hier Apollo eine ungeheure Schlange, Pyth o genannt, daher auch
dies der älteste Name des Orts, und Pythius ein gewöhnlicher
Beiname des Apollon ward. Der Tempel war über einer Höhle
erbaut, aus welcher betäubende Dünste emporstiegen. Auf die
Oeffnung der Höhle ward ein Dreifuß gestellt und auf diesen setzte
sich die Priesterin, Pythia, und gerieth bald in einen ekstatischen
Zustand, wobei die unter Geheul und Convulsionen von ihr aus-
gestoßenen dunkeln Worte gesammelt und als Antworten des Gottes
gedeutet wurden; in der ältern Zeit waren die Orakelsprüche meist
in Versen abgefaßt. Von allen Seiten und aus den entferntesten
Ländern kamen häufig Orakelsuchende zu diesem Tempel, deren
Geschenke an goldnen und silbernen Geräthen, an Statuen und
andern Kunftsachen hier bald einen ausnehmend reichen Schatz bil-
deten. In diesem Tempel hielten die Amphiktyonen gewöhnlich ihre
Versammlungen, und bei Delphi wurden anfänglich alle 9, dann
alle 5 Jahre die den olympischen ähnlichen Spiele gefeiert, welche
sich länger als alle andre, bis ins 3te Jahrhundert nach Christi Ge-
burt, im Gebrauch erhielten. Derhafen von Delphi war C irr ha.
— Die kleine Seestadt Anticyra war wegen der Niesewurz,
welche dabei gebaut wurde, und als ein Mittel gegen den Wahn-
sinngalt, bekannt.
5. Doris. Dieses kleine Stammland der Dorier, von wo
aus sie mit den Herakliden nach dem Peloponnesus zogen, lag zwi-
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