1833 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Deutschland, Italien, Griechenland
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Ix. Griechenland.
verloren. Mit scheinbarer Mäßigung entfernte sich Philipp dies-
mal sogleich wieder aus Griechenland, fuhr aber fort in Thra-
cien seine Eroberungen auszubreiten, wo er vorzüglich Byzanz
und Perinth, zwei wichtige den Athenern gehörige Städte, beun-
ruhigte. Nur ein Mann in Athen erkannte die arglistigen Plane
Philipps, der größte Redner des Alterthums, Demosthenes,
ein Schüler des Platon, geb. 375 v. Chr.) und machte es zum
Geschäft seines Gebens, seine Zeitgenossen auf die Gefahr, die ih-
nen vom Philipp drohte, aufmerksam zu machen. Von seinen
Reden sind uns einige sechzig aufbewahrt. Zwei Gegner hinder-
ten die volle Wirkung seiner weisen Beredtsamkeit: der redliche,
aber von der Schwäche Athens allzu sehr überzeugte Feldherr Pho-
cion, und der der macedonischen Bestechung nicht unzugängliche
Redner Ae sch in es, von welchem wir ebenfalls noch 3 Reden
besitzen. Ein zweiter heiliger Krieg, durch die Lokrer veranlaßt,
welche einige dem delphischen Tempel zugehörige Ländereien sich
angemaßt hatten, führte Philipp zum zweiten Male ins Herz von
Griechenland. Statt aber die Schuldigen anzugreifen, bemäch-
tigte er sich der Stadt Elatea und versetzte dadurch die Athener, die
nunmehr die Bestätigung aller Warnungen des Demosthenes sa-
hen, in die höchste Bestürzung. Von Demosthenes angefeuert
bewaffneten sich Athener und Böotier in größter Eil, und es kam
338 v. Chr. bei Charonea in Böotien zu einer entscheidenden
Schlacht, in welcher nur die makedonische Phalanx und die Ueber-
legenheit der Talente Philipps und seines Sohnes Alexander den
Heldenmuth zu besiegen vermochten, womit die schlecht geführten
Athener und Thebaner zum letzten Male in einer großen Schlacht
für ihre nunmehr verlorne Freiheit fochten. Auch jetzt noch be-
nutzte Philipp seinen Sieg mit scheinbarer Mäßigung und vorzüg-
lich wohl um die Griechen über das Gefühl ihrer Abhängigkeit zu
zerstreuen, ließ er sich zum Oberfeldherrn gegen Persien ernennen,
um die alte Schmach Griechenlands an seinem Erbfeinde zu rä-
chen. Er überlebte indeß seinen Triumph nur kurze Zeit und ward
schon 336 bei der Hochzeitfeier seiner Tochter, von einem Jüng-
linge, Pausanias, dem er Gerechtigkeit verweigert, nicht ohne
starken Verdacht des Mitwissens seiner verstoßenen Gemahlin
Olympias, ermordet. Sein Tod war ein Freudenfest für die
Griechen, unter welchen die Thebaner sich am lautesten äußerten
und die makedonische Besatzung vernichteten. Sein Sohn Alexan-
der, ein Zögling des Aristoteles, der selbst ein Schüler Plato's
gewesen, war eben mit einem Kriege gegen die an der Donau
wohnenden Triballer beschäftigt. Unerwartet schnell aber eilte er
nach Griechenland und belagerte Theben, welches die Auslieferung
der am Aufruhr Schuldigen verweigerte. Die Stadt ward trotz
der hartnäckigsten Gegenwehr erobert und zum abschreckenden Bei-
spiele gänzlich zerstört; nur das Haus wo einst.pindar gewohnt,
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