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1. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 88

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
88 Vorigen Winter ging ich in der Dämmerung an dem Kanäle und hörte Etwas winseln. Ich stieg hinab, griff in das Wasser und glaubte ein Kind zu retten und zog einen Pudel heraus. Auch gut, dachte ich. Der Hund lief mir nach; ich aber bin kein Liebhaber von Pudeln. Ich jagte ihn fort; umsonst. Ich prügelte ihn von mir; auch umsonst. Ich ließ ihn des Nachts nicht in meine Kammer; er blieb vor der Thür auf der Schwelle. So oft er mir nahe kam, stieß ich ihn mit dem Fuße; er schrie, sahe mich an und wedelte mit dem Schwänze. Noch hat er keinen Bissen Brot aus meiner Hand be- kommen, und doch bin ich der Einzige, auf den er hört, der ihn an- rühren darf. Er springt vor mir her und macht mir seine Künste unbefohlen vor. Es ist ein häßlicher Pudel, aber ein guter Hund. Wenn er es länger treibt, so höre ich endlich auf, dem Pudel gram zu sein. v. T. So wie ich ihm! Nein; es gibt keine völlige Unmen- schen! — Just, wir bleiben beisammen! I. Ganz gewiß! Sie wollten sich ohne Bedienten behelfen? Sie vergessen Ihre Wunden und daß Sie nur Eines Armes mächtig sind. Sie könnten sich ja nicht allein ankleiden. Ich bin Ihnen un- entbehrlich, ich bin — ohne mich selbst zu rühmen — Herr Major, ich bin ein Bedienter — der, wenn das Schlimmste zum Schlimmen kommt, für seinen guten Herrn ohne Murren hungern und betteln kann. Lessing. ----- ------------------ C. Der Mensch in seiner sittlichen Würde und Größe. 138. Der treue Unterthan. Als die Franzosen im Jahre 1809 gegen Wien vordrangen, sollte ein Bauer der Führer einer Truppenabtheilung werden. Mit ihr ge- dachte der Feind durch einen Nachtmarsch einen wichtigen Plan auszu- führen. „Gott bewahre mich," sagte der Bauer, „das thu' ich nim- mermehr." Heftig drang der französische Offizier, der den Vortrab befehligte, in ihn. Aber der Bauer blieb bei seiner Weigerung. Der Offizier bestürmte ihn mit Versprechungen, er bot ihm einen vollen Beutel mit Gold an; Alles vergebens. Inzwischen langte der Haupt- zug der Feinde an, und ihr General war sebr erzürnt, den Bortrab noch hier anzutreffen. Als er erfuhr, daß der einzige des Weges kundige Mann sich durchaus nicht bewegen lasse, ihr Wegweiser zu sein, ließ er den Bauer vorführen. „Entweder," rief er ihm zu, „du zeigst uns den rechten Weg, oder ich lasse dich erschießen!" — „Ganz gut!" erwiderte der Bauer, „so sterbe ich als rechtschaffener Unterthan und brauche nicht Landesverräther zu werden." Da bot ihm der erstaunte General die Hand und sprach: „Geh' heim, wackerer Mann, wir wollen uns ohne Führer behelfen." Petiscus.
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