1853 -
Oppenheim a.Rh. [u.a.]
: Kern
- Autor: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Hessen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Freunde hinterm Rücken,
Das sind drei feste Brücken.
28. Einen guten Freund straf' du allein,
Willst loben ihn, thu's vor der Gemein.
29. Zart ist die Blume der Freundschaft; benagt vom Wurme des
Mißtrauens, senkt sie traurig das Haupt, trocknet von innen und
stirbt.
30. Theuer ist mir der Freund, doch auch den Feind kann ich nützen,
Zeigt mir der Freund, was ich kann, lehrt mich der Feind, was
ich soll.
31. Wie der Schatten früh am Morgen,
Ist die Freundschaft mit dem Bosen,
Stund' auf Stunde nimmt sie ab;
Aber Freundschaft mit dem Guten
Wächset wie der Abendschatten,
Bis des Lebens Sonne sinkt.
32. Immer strebe zum Ganzen, und kannst du selber kein Ganzes wer-
den, als dienendes Glied schließ an ein Ganzes dich an.
33. Aus der Kräfte schön vereintem Streben
Erhebt sich wirkend erst das wahre Leben.
34. Leichter träget, was er träget,
Wer Geduld zur Bürde leget.
35. Ich leb' und weiß nicht, wie lang,
Ich sterb' und weiß nicht, wann,
Ich fahr und weiß nicht, wohin,
Mich wundert, daß ich sröhllch bin.
36. Zur Traurigkeit sei stets bereit;
Denn Kampf und Streit ist's Leben allezeit.
37. Es ist fürwahr eine schwere Pein,
Wer mit Unmuth soll fröhlich sein.
38. Lieber ein klein Unrecht gelitten,
Als vor Gericht darüber gestritten.
39. Vergilt nicht, was dein Feind dir etwa Böses thu',
So 'überwind'st du dich und deinen Feind dazu.
40. Wenn du Gott wolltest Dank für jede Lust erst sagen,
Du fändest gar nicht Zeit, noch über Weh zu klagen.
41. Die Welt ist ein gemeiner Tisch, d'rauf alle Menschen essen,
Wohl dem, der dessen, der ihn deckt, pflegt nimmer zu vergessen.
42. Wer Edelthaten thut,
Der ist ein Edelblut.
43. Sei gut, und laß von dir die Menschen Böses sagen;
Mer eigne Schuld nicht trägt, kann leichter fremde tragen.
44. Wann dich die Lästerzunge sticht,
So lass' dir dieß zum Troste sagen:
Die schlechtsten Früchte sind es nicht,
Woran die Wespen nagen.
45. Wenn ein Edler gegen dich fehlt,
So thu', als hättest du's nicht gezählt;