1853 -
Oppenheim a.Rh. [u.a.]
: Kern
- Autor: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Hessen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Mit Karthago dauerte es nun nicht lange mehr. Die Sünden-
gräuel nahmen überhand, und das Blut der geopferten Kinder schrie
wie Abels Blut gen Himmel. Da ließ es Gott den Römern zu, ih-
ren Muth an Karthago zu kühlen und die Stadt schmählich zu Grunde
zu richten. — Es ist wahr, die Karthager vertheidigten sich noch zu-
letzt außerordentlich tapfer, wie später die Juden in Jerusalem. Die
Häuser wurden niedergerissen und aus den Balken Schiffe gebanet.
Die Weiber gaben ihre schönen, langen Haare zu Bogensehnen her.
Wer stark war, zog in's Feld wider die Römer, und wer nicht konnte,
schmiedete zu Hause- Waffen für die Krieger. Es half aber Alles
Nichts. Karthago's Stunde hatte geschlagen. Die Römer drangen in
die Stadt, erkämpften unter vielem Blutvergießen in sechs Tagen und
sechs Nächten eine Straße nach der andern, plünderten die Häuser
und steckten sie in Brand. Siebzehn Tage lang brannte die schöne,
große Stadt; — da war sie Nichts mehr, als ein dampfender Schutt-
haufen, und von ihren 700,000 Einwohnern waren nur noch 40,000
am Leben (146 v. Chr.) 600 Jahre später traf Rom ein ähnliches
Schicksal. v Kappe.
123. Marius gegen die Cimbern und Teutonen.
(113 v. Chr.)
- Hundert und dreizehn Jahre v. Chr. sielen die ersten Deutschen
in das römische Reich ein. Ans ihren großen, bretternen Schilden
glitten sie zum Schrecken der Römer pfeilschnell die schnee- und eis-
bedeckten Alpen hinab. Der Etschftrom war ihnen im Wege. Da
wälzten sie große Massen Bäunw und Steine hinein, und gingen
darauf hinüber. Die Römer ersckwacken schon genug, wenn sie nur
die Riesengestalten mit den knochigen Körpern erblickten. Brüllten
ihnen diese aber vollends durch ihre hohlen Schilde entgegen, als
wären sie grimmige Löwen, dann stieg ihre Angst auf's Höchste. Ganz
Italien zitterte und bebte vor den schrecklichen Cimbern und Teu-
tonen — so nannte man diese schlimmen Feinde — und Niemand be-
gehrte Heerführer gegen sie zu sein; denn noch jeder hatte sammt sei-
nem Kriegsheere vor ihnen fliehen müssen. Da fand sich doch endlich
ein alter, berühmter General, Marius mit Namen, aus niederm
Stande. Der wagte es, gegen die Gefürchteten zu kämpfen. Er
stellte sich so, daß die Augustsonne den Cimbern in's Angesicht brannte
und der Sturm ihnen Sand und Staub in die 'Augen wehte. Das
hals. Obgleich die vorderste Reihe sich mit einer Kette Mann an
Mann festgebunden hatte; obgleich die Weiber hinter den Reihen jeden
Flüchtling mit Beilen niederhieben: so wurde doch das deutsche Heer
geschlagen und beinah gänzlich vertilgt. Hundert und vierzigtausend
sollen auf der Stelle umgekommen sein.
Kappe.