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1. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 53

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
32. Der alte Löwe. 33. Die Maus und der Löwe. 53 wechseln ab, wollte daher nichts ver- säumen, um wenigstens zum Nachtisch da zu sein, wenn der mürbe Kuchen auf- getragen wird. Er eilte sich, was er konnte. Kaum aber war er im Hause, so erwischte ihn Einer, klemmte ihm den Schwanz zwischen die Stubenthür, gerbte ihm das Fell windelweich, und klemmte so lange, bis die Haut vom Schwänze sich abstreifte, und der Hund verschändet entsprang. „Nun, wie hat es Dir auf der Hoch- zeit gefallen?" fragten die Freunde, jeder mit etwas Spott im Herzen. Der Uebel- zugerichtete zog seinen geschundenen Schwanz ein, so gut es gehen konnte, und sprach: „Ganz wohl, es ging recht toll her, und gab viel Mürbes, aber Haare muß Einer lassen können." Die drei Hunde dachten noch lange darall, wie wohl ihnen die Hochzeitsuppe, der Hochzeitbraten und der Hochzeitkuchen geschmeckt hatte, denn gerochen hat jeder genug. 32. Der alte Löwe. (Fabel.). Ein alter Löwe lag kraftlos vor sei- ner Höhle und erwartete den Tod. Die Thiere, deren Schrecken er bisher ge- wesen war, bedauerten ihn nicht; sie freuten sich vielmehr, daß sie seiner los wurden; und einige von ihnen, die er sonst verfolgt hatte, wollten nun ihren Haß an ihm auslasten. Der arglistige Fuchs kränkte ihn mit beißenden Reden; der Wolf sagte ihm die ärgsten Schimpf- worte; der Ochs stieß ihn mit den Hör- nern ; das wilde Schwein verwundete ihn mit seinen Hauern; und selbst der träge Esel gab ihm einen Schlag mit seinem Hufe. Das edle Pferd allein blieb schweigend stehen und that ihm nichts, obgleich der Löwe seine Mutter zerrissen hatte. Willst du nicht, fragte ihn der Esel, dem Löwen auch eins hinter die Ohren geben? Das Pferd antwortete: Ich halte es für niederträchtig, mich an einem Feinde zu rächen, der mir nicht schaden kann. 33. Die Maus und der Löwe. (Fabel.) Ein Löwe schlief in seiner Höhle, und um ihn her spielte eine lustige Mäuseschaar. Eine derselben kroch eben auf einen hervorstehenden Felsen, fiel herab und erweckte den Löwen, der sie mit seiner gewaltigen Tatze festhielt. „Ach," bat sie, „sei doch großmüthig gegen mich armes, unbedeutendes Ge- schöpf! Ich habe dich nicht beleidigen wollen; ich habe nur einen Fehltritt ge- than und bin von dem Felsen herabge- fallen. Was kann dir mein Tod nützen? Schenke mir das Leben, und ich will dir zeitlebens dankbar sein!" „Geh hin," sagte der Löwe großmüthig und ließ das Mäuschen springen. Bei sich aber lachte er und sprach: „Dankbar sein! Nun das möchte ich doch sehen, wie ein Mäuschen sich einem Löwen dankbar be- zeigen könnte!" Kurze Zeit darauf lief das nämliche Mäuschen durch den Wald und suchte sich Nüsse; da hörte es das klägliche Gebrüll eines Löwen. „Der ist in Ge- fahr!" sprach es bei sich und ging der Stelle zu, wo das Gebrüll herübertönte. Es fand den großnlüthigen Löwen voll einem starken Netze umschlungen, das der Jäger künstlich ausgespannt hatte, um damit große Waldthiere zu fangen. Die Stricke hatten sich so künstlich zu- sammengezogen, daß der Löwe weder seine Zähne, noch die Stärke seiner Tatzen gebrauchen konnte, um sie zu zerreißen. „Warte nur, mein Freund," sagte das Mäuschen, „da kann ich dir wohl am besten helfen." Es lief hinzu, zer- nagte die Stricke, welche seine Vorder- tatzen gefesselt hatten, und als diese frei waren, zerriß er das übrige Netz und ward so durch die Hülfe des Mäuschens wieder frei.
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