1867 -
München
: Königl. Central-Schulbücher-Verl.
- Autor: Marschall, Georg Nicolaus
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Fortbildungsschule, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gewerbeschule, Handelsschule, Landwirtschaftsschule, Präparandenanstalt, Mittelschule
- Regionen (OPAC): Bayern
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Ii. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde.
gekommen? nöthigt uns einen Blick auf
die Bildungsgeschichte der letztern zu
werfen. Die Ebene hat ihre derzeitige
Grundgestalt zweifellos durch eine un-
geheure Ueberfluthung erhalten, welche,
zwar in vorgeschichtlicher, aber im Ver-
hältniß zum Alter unserer Erde nicht
allzuferner Zeit sich von den Alpen herab-
gestürzt hat. Sprechende Zeugen dieses
großartigen Naturereignisses sind Form
und Bestandtheile dieser Ebene. Sie ist
gebildet worden, indem durch Gerölle
und Gebirgsschutt die große Vertiefung
zwischen den Alpen und dem Donau-
gebirge ausgefüllt wurde, wobei natür-
lich die vorherigen Thäler und Höhen
verschwunden sind. Die heutigen Tha-
lungen und Hügel aber sind offenbar
durch die Alpenflüsse erst später geschaf-
fen worden. Die Alpenseen und die
Moore in der obern und mittlern Region
sind noch Ueberreste der Fluth, welche
vor Jahrtausenden die ganze Hochfläche
überdeckte. Durch diese Fluth nun sind
unbestreitbar auch der Ebene die Wan-
derblöcke zugeführt worden. Allein da-
bei ist doch zweierlei auffallend: erstens
die Größe vieler Findlinge und zweitens
der Umstand, daß sie nicht wie die an-
dern dem Gebirg entrissenen Gesteine,
abgerundete, sondern meist ganz scharf-
kantige Form zeigen. Es ist daraus der
Schluß gezogen worden, daß diese Blöcke
auf Eismassen, in die sie eingefroren
waren, oder auf denen sie ruhten, durch
die Wasserfluthen getragen, nach und
nach aber, wie die Eisschiffe zerbarsten
oder in milderer Temperatur zerschmol-
zen, zum Grunde abgesetzt worden seien.
Jedenfalls sind auch diese Blöcke unwi-
derlegliche Zeugen der furchtbar groß-
artigen Fluth von Süden nach Norden.
Ii.
Die bayerische Ebene hat auch, wie
die norddeutsche, ihre Heiden, aller-
dings weder in dem Umfange wie diese,
noch in derselben Gestalt. Während die
nordischen Heiden einen sandigen, kiesel-
reichen Boden aufweisen und bei Armuth
an sonstigen Pflanzenarten reich mit
Heidekraut und Heidelsträuchern bewach-
sen sind, haben die süddeutschen baum-
losen Strecken, welche man als Heiden
bezeichnen kann, als Untergrund ein
mächtiges Lager von Kalkkies, mit einer
äußerst dünnen Lehmschicht bekleidet und
bringen eine große Menge verschieden-
artiger Pflanzen, namentlich auch Alpen-
pflanzen hervor, indeß gerade die eigent-
lichen Heidekräuter mangeln.
Am Lech, an der Isar und an der
Donau sind bedeutende Heidestrecken.
Die bekannteste und größte — über
23,000 Tagw. — ist das Lechfeld
bei Augsburg, an 1600 Fuß über
dem Meeresspiegel gelegen. An diese
reiht sich der Größe nach die sogenannte
Garchinger Heide zwischen Freising,
Schleißheim und München. Zahlreich
finden sich noch Heiden längs der Do-
nau von Ulm bis Deggendorf. Alle
diese Heiden führen noch eine eigentlich
wilde Vegetation, obwohl sie zum Theil
nicht immer in diesem Zustande gewesen
sind. In der Garchinger Heide erkennt
man heute noch an den sogenannten
Römerfeldern in den Furchen der Bifange
die Spuren ehevoriger Kultur. Diese
Heiden sind größtentheils mit einer, frei-
lich meist magern Grasnarbe überdeckt,
deren Futterwuchs an manchen Stellen
abgemäht, an den meisten aber abge-
weidet wird.
Zahlreicher und ausgebreiteter als
die Heiden und eine eigenthümliche Ve-
getationsform dieser Hochebene sind die
Moose, auch Moore, Riede und
Filze genannt. Heide und Moor, ver-
wandt durch ihre Oede und Unfrucht-
barkeit, unterscheiden sich doch wesentlich
dadurch, daß man bei ersterer Mangel,
i bei letzterem Ueberfluß an Feuchtigkeit
j vorfindet. Diese Moore finden sich theils
| unweit der Donau in deren weiten Thal-
niederung, theils weiter südwärts an den
! größern und kleinern Zuflüssen dieses
Stromes, und zwar nicht blos in der
Niederung, sondern auch auf den Berg-
platten. Sie zerfallen daher in drei
Gruppen: in die Donaumoose, in die
der mittleren Ebene und in die des
Hochlandes.
Zur ersten Gruppe gehören: das
kleine Douaumoos nördlich von Günz-
burg, das Donauried südöstlich von
Dillingen und Höchstüdt und das große
Donaumoos südlich von Neuburg; zur