1867 -
München
: Königl. Central-Schulbücher-Verl.
- Autor: Marschall, Georg Nicolaus
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Fortbildungsschule, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gewerbeschule, Handelsschule, Landwirtschaftsschule, Präparandenanstalt, Mittelschule
- Regionen (OPAC): Bayern
43. Die Donau.
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einen Leineweber, der dieses Alles mit ei-
genem Gelde bezahlen kann." Dieser Anton
Fugger hinterließ bei seinem Tode allein
sechs Millionen baare Goldkronen, nicht zu
rechnen die Kostbarkeiten und Juwelen, die
vielen Besitzungen in allen Theilen Euro-
pas und in Indien. — Seine Nachkommen
setzten den Handel noch lange fort und tra-
ten nur allmählich ans dem Kreise des
Bürgerstandes, dem sie so lange zum Schmucke
und zur Zierde gereicht, in höhere Stel-
lungen über, um im Krieg und Frieden
als Glieder des Reichsadels dem Staate
und der Kirche Dienste zu leisten.
Alle Fugger hatten Vorliebe zu Ban-
unternehmungen. Noch heute ist das Fug-
gerhaus mit seinen meisterhaften Fresko-
gemälden, seinen Holzschnitzereien und Schlos-
serarbeiten eine Zierde Augsburgs. Die
Künstler, namentlich Maler, fanden in ihnen
stets edle Gönner. Eben so sammelten sie
Kunstdenkmäler und kostbare Schriften des
Alterthums und wiesen denselben ehrenvolle
und sichere Plätze in ihren Sälen an. Was
sie aber noch mehr ehrt, das ist ihr Wohl-
thätigkeitssinn, der sich nach verschiedenen
Richtungen kund gab, und dessen Schö-
pfungen heute noch als beredte Zeugen für
die Mit- und Nachwelt dastehen: so die
Fuggerei, ein ganzer Stadttheil, dessen
Wohnungen an unbemittelte Bürger gegen
äußerst geringen Miethzins überlassen wer-
den, das Verpstegungshaus für Blattern-
kranke das Krankenhaus für 500 Personen
zu Waltenhansen, Legate für Stipen-
dien und Ausstattung braver junger Mäd-
chen. Die Fugger waren Männer, welche
von ihrem Reichthum einen guten und wei-
sen Gebrauch machten und in ihrem Ueber-
flusse ein teilnehmendes Herz bewahrten
für ihre darbenden Mitbrüder. Uns zeigt
dieses Geschlechtes Geschichte die Wahrheit
des Ausspruches: „Ein wunderbarer
Segen ruht auf der Arbeit!"
43. Die Donau.
I.
Die Hauptwasserader der schwäbisch-
bayerischen Ebene ist die Donau. Sie
sammelt die zahlreichen Gewässer, welche
diese Hochfläche durchströmen, um sie in
weit ausgebogenem Laufe durch die un-
garische und walachische Tiefebene dem
schwarzen Meere zuzuführen. Weitaus
die bedeutendste Wasserfülle empfängt die
Donau von den Alpen, und sie darf
daher schon als Alpenstrom gelten, wenn
gleich des eigentlichen Flusses Quellen
im deutschen Mittelgebirge gesucht wer-
den müssen. Der Schwarzwald ist
es, welcher mit seinen dunkeln Wäldern
die Doppelwiege dieses größten mittel-
europäischen Stromes beschattet. Wie
oft mehrere Orte die Ehre beanspruchen,
die Geburtsstätte berühmter Männer zu
sein, so ist auch vielfach bei großen
Flüssen Streit über die eigentlichen Quel-
len. Auch bei der Donau ist dieses der
Fall. Den Namen „Donauquelle"
trägt ein runder, mit Mauerwerk ein-
gefaßter und mit einem Eisengitter um-
gebener Brunnen im Schloßhofe zu Do-
naueschingen. Allein wie vornehm immer
auch das Bett dieser Quelle ist — der
Abfluß des Brunnens wird in einer
Röhre unter einer Kastanienallee fortge-
leitet — das Volk hat sich in seiner
richtigen Ansicht über die Donauquellen
nicht irre führen lassen; in seinem Munde
lebt das Sprichwort:
Die Brieg und die Breg
Bringen die Donau zuweg.
Auf dem südöstlichen Abhange des
Schwarzwaldes entspringt die Br ege,
2466 Fuß über dem Meeresspiegel, und
eilt den Katzensteig hinab, Donaueschingen
zu, nimmt da die nun erst wieder zu
Tag tretende Schloßhofquelle^ auf und
vereinigt sich kurz darauf mit der Bri-
gach, die etwas nördlich von der Brege
dem Hirzelwalde entquillt.
Anfänglich behält der Fluß die Rich-
tung der Brigach nach Südosten bei,
als wollte er dem Rhein oder Bodensee
sich zuwenden: bald jedoch'ändert er sei-
nen Lauf in nordöstlicher Richtung und
bleibt dieser bis Regens bürg treu.
Unterhalb Tuttlingen durchbricht die
Donau den schwäbischen Jura und bildet
dadurch eine recht anmuthige Landschaft.
In Schlangenwindungen zwängt sich der
jugendliche Fluß durch ein enges Thal,
begleitet bald von sanften, bewaldeten
Bergen, bald von steilen Felsen. Aber
still und menschenleer ist diese Strecke,
und nur hie und da findet sich ein
Dörfchen an den wenig fruchtbaren Ufern.
Bei Sigmaringen tritt der Fluß