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1. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 103

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
49. Deutsches Land, deutsches Volk und deutsche Sprache. 103 aber in der Mitte, in Thüringen, und im Westen, am Main und Rhein, über seine natürlichen Grenzen hinaus in süddeutsches Gebiet eingegriffen hat. Das von diesen Grenzen nördlich zum Meer hin sich ausbreitende Flachland umfaßt einen Flächenraum von 4500^ Meilen, dacht sich von Südost gegen Nordwest ab und wird durch eine zwischen Weser und Elbe hinstreichende Bodenerhebung in eine westliche und östliche Hälfte ge- theilt. Die westliche Hälfte bildet eine weite Ebene, die reich an Sümpfen, Mooren und Heiden und im Ganzen nur wenig über den Meeresspiegel er- haben, ja an manchen Stellen noch tiefer gelegen ist, als die Flußbette. Darum müssen nicht nur die niedrigen Küsten gegen die Einbrüche des Meeres, sondern auch die Uferstrecken der meisten größeren Gewässer gegen die Ueberfluthungen dieser durch Erdwälle geschützt werden. Des Flachlandes östliche Hälfte ist schon mehr über die See erhaben und nur an wenigen Stellen ganz eben, an den meisten wellenförmig. Oberdeutschland zeigt den reich- sten Wechsel der Bodengestaltung. Von den steilsten, theils nackten, theils ewig be- schneiten Felsengipfeln bis zum sanftesten, abgerundeten, schönbewaldeten Gehügel finden sich hier alle an der Erhebung der Erde nur denkbaren Formen. Oberdeutsch- land theilt sich wieder in zwei große Hauptgebiete nach der Verschiedenheit der Bodenform; in das nördliche Mittel- gebirgsland und in das südliche Alpenhochland. Das Mittelge- birgsland, 5000sih Meilen einnehmend, ist das Land der reichsten Erzeugnisse, vor allem des Ackerbaues. Wald- und erzreiche Gebirge wechseln mit wohn- lichen Gauen, besät mit Dörfern wohl- habender Landleute und mit gewerblichen Städten, die mittelst großer Bahnnetze unter sich in leichtem Verkehr stehen. Dem Alpengebirgslande gehören die Gebiete südlich einer Bogenlinie vom Bodensee bis gegen Wien an. Es begreift mit einer Fläche von etwa 2000q Meilen einen kleinen Theil von Bayern und den größten von Deutsch- Oesterreich. Gegen Osten senken sich die Alpen mehr und mehr, so daß für Oesterreich der Weg zum südlichen Meere offen blieb; auch sind die Ostalpen viel reicher an Mineralschätzen, besonders an Salz, Eisen, Blei und Quecksilber, als die Centralalpen. Der klimatische Gegensatz zwischen dem Süden und Norden Deutschlands wird durch die Abdachung von Süden nach Norden nahezu aufgehoben. Hätte das Hoch- land seinen Platz im Norden und das Tiefland im Süden, so wäre dieser Gegensatz ein sehr schroffer. Der Norden Deutschlands wäre dann ein deutsches Norwegen, ein unwirthliches Hochland, der Süden dagegen ein Niederungarn oder Südrußland, d. h. eine sommer- dürre Steppe, ein Weideland für No- maden, geworden. So gleicht sich die Kälte des Hochlands durch seine südliche Lage mit der größeren Wärme des Tief- landes so ziemlich aus und es konnte gleichermaßen im Norden wie im Süden Landwirthschaft mit Viehzucht die Grund- lage des Völkerlebens werden. Nach seiner Lage ist Deutschland das Herz Europas, „Niemanden gefährlich, Allen wohlthätig." Es ver- bindet die vielfach gespaltenen Glieder Europas zur wahren Einheit; sein Grundcharakter ist der der Vermitt- lung der Gegensätze. Wie es in seiner Bodengestaltung den Uebergang bildet vom gebirgigen Südwesten zum flachen Nordosten, so in seinen klimatischen Ver- hältniffen zwischen dem heißen Süden, in welchem die Laubbäume ihres Blätter- schmuckes nicht mehr beraubt werden, und dem rauhen Norden, in dem nur noch Birken und Föhren ihr kümmerliches Dasein fristen. Aus diesem Herzen Europas ist germanische Bevölkerung und germanische Bildung nach allen Seiten hin ausgeströmt: nach Osten in die Provinzen am baltischen Meere und in die unteren Donauländer, nach Norden in die skandinavischen Gebiete und nach Westen in das britische Reich und in die Niederlande. Und wenn auch im Süden die deutsche Herrschaft wieder verloren gegangen ist und im Westen ein romanisches Volk in deut- sches Gebiet erobernd eingegriffen hat: der deutsche Geist hat doch im Süden und Westen auf die Völker romanischen
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