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1. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 140

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
140 Ii. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde. Dampf aufwallt. Einige kleinere Oeff- nungen sind daneben. Am Fuße dieses kleinen Kraters bemerkt man an ver- schiedenen Stellen, deren Zahl sich ver- mehrt, sobald es dunkel wird, das Feuer der Erde. Wie düsterrothe Kohlengluth sieht man hier das Gestein des Berges brennen: zwischen dem Feuer hin ziehen sich Lagen der schwarzen, mit gelbem Schwefel überzogenen Erde. Die innere Wand des Kraters ist steil und gewährt dem Auge eine gar wilde, schauerlich öde Ansicht. Wendet man sich um, so liegt der ganze Meerbusen in aller seiner Pracht vor uns aufgerollt. Links die Felsen- küste von Castella mare bis zur Punta della Campanella; vor uns tief unten die prächtigen Villenstädte am Fuße des Berges an der Küste, rechts Neapel und seine Gärten und Landhäuser und im Hafen der Stadt die Kriegsschiffe wie zusammen geworfene schwarze Punkte. Viele Städte und Inseln liegen um uns und vor uns im röthlichen Brande des Abendscheines, mit Violett und tiefem Blau durchdunkelt, und das unbewegte Meer ist wie ein gewaltiger Silberstrom durch ihre blühenden Küsten ausgegossen. Unter unsern Füßen brüllt der Don- ner der Erde, dumpf wie der Kanonen- gruß ferner Meerschiffe; bald tiefer, dumpfer, grauenvoller, wüthender, ein Getöse hohl zusammenschlagender Felsen- berge. Ein Athemzug der Stille, und der dichte graue Dampf, der über der Oeffnung des Vulkans auf dem Gipfel des kleinen Kegels schwebt, röthet sich, röthet sich heißer, glühender, brennender. Ein breiter Flammenstrahl fährt sausend, zischend, rollend empor; ein Strauß gluthsprühender Steine und Asche steigt 65. Marseille Der Weg von Avignon nach Mar- seille, welchen man jetzt in 4—5 Stunden zurücklegt, während man früher eine volle Tagereise brauchte, zeigt uns die Provence von ihrer wenigst erfreulichen Seite. Nasch durchschneidet man die quer sich durchschiebenden nackten Felsenrippen, die letzten Ausklänge der Alpen. Dumpf funkelnd über das Feuer hinaus in die Nacht und fällt rings auf den kleinen Kegel nieder, wo die Feuerbälle ver- dampfen und langsam erkalten. In Zwi- schenräunien von etwa 10 Minuten wie- derholt sich immer dasselbe Schauspiel. Die Sterne sind aufgegangen; sie blitzen ihr stilles Silberfeuer durch das schwarze Blau. Nicht Sterne, Sternen- meere brechen quellend aus dem weiten hohen Himmel, daß er ganz in mildem Feuer steht, und tief drunten schmiegt sich das Meer, wie ein zauberisch leuch- tender Milchsee, an die finsteren starren Felsen der Erde und an die weichen sanften Küsten der Vorgebirge und der Inseln. Wie eine mit Goldsternen ge- stickte Weltfahne hängt die Milchstraße über den Golf hin und über Capri, das wie ein düsterer, drohender Schatten am Horizonte liegt, in's Meer hinunter, dessen duftender Spiegel die eingesogenen Strahlen wallend wieder ausgießt. Eine zweite Milchstraße zahlloser, funkelnder Sterne zieht das lichte lange Neapel um den Wundergolf, und die dunkle See leuchtet die Schimmer der Erde wieder. Heilig und hehr ist die Nacht, wann sie Schlaf und Todtenstille über unermeß- liche Länder streut, aber dreimal hehr und heilig ist sie hier: Schweigen um- her, über uns hoch ausgespannt der Sternenhimmel, hell und friedlich, unter uns tief ein anderer Sternenhimmel im feuchten Meere und Hunderttausende schlafend darum gelagert; den Donner der zitternden Erde unter unseren Füßen und den heißen tobenden Kampf des nagenden Elements in den hochgehenden Flammen des Abgrundes und ringsum die schrecklichen Spuren seiner Zerstö- rungswuth und namenlose Verödung. rd die Bastiden. braust die Lokomotive in den Einge- weiden des Berges fort; fast scheint es, daß sie den Ausweg aus diesem dunklen unterirdischen Gewölbe nicht mehr finden werde. Endlich tagt es, und wir treten auf einmal in einen reich bebauten Gar- ten Gottes. Landhaus reiht sich an Landhaus, dicht gedrängt stehen die süd-
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