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1. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 170

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
170 Ii. Bilder aus der Länder - und Völkerkunde. zuweilen, daß man in dieser Lage blei- den muß, um den Thieren die nöthige Erholung zu gönnen. Mit dem Morgen beginnt man die Reise .wieder bei dem Glanze des Nordlichtes, das entweder als Raketengarbe über dem Himmel aus- gebreitet liegt, oder als Regenbogen aufgeht, oder in leuchtenden Strahlen aufschießt. Die ganze Reise ist von er- tödtender Einförmigkeit. Nur ein un- behaglich krankhaftes Gefühl erinnert den Menschen, daß er noch lebt; Herz und Sinne sind erstarrt, und der Geist ist öde und wüste, wie die Natur rings umher. 80. Afrika. Afrika, das alte Libyen der Grie- chen, machte schon ans die Alten den Eindruck des Räthselhaften und Geheim- nißvollen. Es war ihnen das Land der Wunder, aus dem immer etwas Neues zu erfahren sei. Was Afrika hervor- bringt, meint ein altes Sprichwort, ist außerordentlich, im Guten wie im Schlimmen. Und noch immer, obwohl seit Herodot und Plinius viele Jahr- hunderte vorübergerauscht, ist Afrika für uns das verschlossene Reich der Wun- der und Geheimnisse, denn noch immer sind trotz der zahlreichen Erforschungs- reisen der neuesten Zeit große Gebiete dieses merkwürdigen Erdtheiles für uns gänzlich, andere nahezu unbekannt und unerforscht geblieben. Das uns kaum dreihundert Jahre erschlossene Amerika kennen wir längst schon gründlicher, als das so nahe lie- gende Afrika. Kein Erdtheil ist aber auch so ent- schieden in sich abgeschlossen, als gerade Afrika. Es streckt keine wichtige Halb- insel in den Ocean aus, noch läßt es dessen Wasser in sein Inneres einschnei- den; die Küstenumsäumung dieses Fest- landes bemißt sich nur auf 3500 Mei- len, erreicht also bei weitem nicht ein- mal die Küstenerstreckung des viel klei- neren Europa. Dazu sind die Küsten- striche fast überall mehr geartet, abzu- stoßen, als anzuziehen. In der Nord- hälfte sind die Küsten meistens niedrig und sandig, oder die Wüste hat Sand- bänke in das Meer vorgeschoben; in der Südhälfte dagegen fallen dieselben größtenteils schroff ab. Die sonst dem Verkehre so förderlichen und gerade an den afrikanischen Küsten, insbesondere am Westrande so häufigen Meeresströ- mungen erschweren durch ihre Heftigkeit und die dadurch entstehende Brandung die Anfahrt, und der günstigen Hafen- buchten sind verhältnißmäßig nur wenige. Große Ströme weis't das dürre, wasserarme Afrika auch nur spärlich auf, und die wenigen bieten für die Schifffahrt viele Hindernisse und gestat- ten also kein Vordringen bis in's Herz des Erdtheiles. Bedenken wir noch, daß im Norden eine ungeheuere Wüste sich quer durch den ganzen Erdtheil zieht, im Süden aber unwegsame Randgebirge gleich mächtigen Wällen das Hochland umschließen, dann werden wir es sehr erklärlich finden, warum das Innere Afrikas bis jetzt von allem Völkerver- kehr abgeschlossen geblieben ist. Nur da, wo Afrika seine Uferstrecken euro- päischen und asiatischen Binnenmeeren zuwendet, also ein Gegengestade zu civilisirten Ländern bildet, vorzüglich in dem durch ein großartiges Stromsystem gesegneten Nordosten hat sich ein selbst- ständiges Kulturleben entfaltet, welches aber unter der Herrschaft des Islam im Laufe der Jahrhunderte ebenso einem unheilbaren Siechthum verfiel, als die frühere Blüthe und Macht Asiens. Im Innern Afrikas sind die patriarchalischen Urzustände der menschlichen Gesellschaft noch allgemein verbreitet und sie wer- den sich dort noch lange gegenüber der fortgeschrittenen Kultur Europas und Amerikas, ja selbst Asiens erhalten. Afrikas Völkerleben ist im Großen und Ganzen auf der Stufe der Kindheit stehen geblieben, und es ist kaum zu hoffen, daß es sich über dieselbe in Jahrhunderten merklich erheben werde,
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