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1. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 171

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
80. Afrika. 171 denn seine natürlichen Verhältnisse sind wenig geeignet, die Völkerentwicklung zu fördern. Alles in diesem Erdtheil trägt den Charakter der größten Ein- förmigkeit an sich. Der einförmigen horizontalen Bildung wurde schon ge- dacht ; nicht minder einförmig ist die vertikale Gliederung: im Süden ein großes Hochland, im Norden ein aus- gedehntes Flachland, dessen größerer Theil zur Wüste ausgebrannt ist. Am auffälligsten aber ist die Einförmigkeit des nicht nur die Gestaltung der Pflan- zen- und Thierwelt, sondern ebenso auch die Entwicklung des Völkerlebens bedingenden Klimas. Bei weitem der größte Theil Afrikas, vier Fünftel sei- ner Fläche, liegt in der Tropenzone, und die schon durch diese Lage bedingte hohe Temperatur der Atmosphäre wird noch gesteigert durch die geringe Be- rührung des Continents mit dem Ocean, durch die starke Wärmestrahlung der vegetationslosen Ebenen und durch den Mangel an continentaler Bewässerung. Da aber gerade unter der Gluth der Tropensonne der Mensch in Erschlaffung und Geistesstumpfheil sinkt, so erklärt es sich leicht, daß Afrikas Völkerschaften fast durchgehends im Zustande der Bar- harei verblieben sind. Drei Viertheile der Bevölkerung gehören dem am we- nigsten bildungsfähigen Negerstamme an, und die Mehrzahl derselben lebt noch im Heidenthume mit sehr verschiedenen Abstufungen der religiösen Begriffe; selbst an Fetischanbetern fehlt es nicht, und die Kaffern scheinen gar ohne alle Religion zu sein. Das Christenthum hat ungeachtet der Bemühungen sowohl katholischer als protestantischer Missio- näre noch sehr wenig Eingang bei den afrikanischen Völkern gefunden; dagegen hat der mehr sinnliche und die Viel- weiberei wie Sklaverei gestattende Mu- hamedanismus in letzter Zeit sehr große Fortschritte gemacht. Auf gleich nied- riger Stufe stehen die Völkerschaften Afrikas in gesellschaftlicher und politi- scher Beziehung. Zwar bestehen eini- germaßen geordnete Staaten im Nor- den des Erdtheils; in der Mitte aber und im Süden herrschen Häuptlinge mit völlig despotischer Gewalt über größere oder kleinere Gebiete; da gilt der Wille, ja die bloße Laune des Herrschers als ein- ziges Gesetz, und er ist unbedingt Herr über Leben und Gut seiner Unterthanen. In umgekehrtem Verhältnisse mit der Entwicklung des Menschengeschlechtes steht in Afrika die Entfaltung des Pflan- zen- und Thierlebens. Hier erhebt der Boob oder Affenbrodbaum, der „Ele- phant der Gewächse", auf einem Stamme von 80—82 Fuß Umfang seine Krone, die oft einen Durchmesser von 130 Fuß erreicht; riesige Schlingpflanzen winden sich um die verschiedensten Arten von Palmen; neben dem riesigen Drachen- blutbaum strebt der Seidenbaumwollen- baum in die Lüfte; das edelste Farbe- kraut, der Indigo, hat hier seine Hei- mat ; es gedeihen Feigen, Melonen und Ananas, Zuckerrohr und Kaffee; bei geringer Mühe des Anbaues liefern reichliche Nahrung der Pisang und die Banane, die Yamswurzel, der Maniok, die Erdpistazie und die Batate; eben so die mehlreichen Gräser, Reis, Mais, Mohren- und Durrahirse. Eine glän- zende Blüthenpracht entfalten die vielen Arten von Eriken und silberfarbenen Proteen, dazwischen verschiedene Lilien- gewächse und andere tropische Pflanzen mit glühenden Farben und zum Theil mit herrlichem Duft. Die Thierwelt ist in Afrika mit ihren riesigsten Gattungen vertreten: in Flüssen und Sümpfen tummeln sich mächtige Hippopotamen und Crocodile, an lichten Stellen weiden Elephanten, in den Urwäldern Jnnerafrikas haus't der Riese des Affengeschlechtes, der Go- rilla; in der Wüste hat der Strauß seine Heimat; der Löwe herrscht von der Berberei bis zum Cap; Leoparden und Panther, Hyänen und Schakale stellen den flüchtigen Gazellen und zier- lichen Antilopen nach; in Afrika finden wir die seltsam gestaltete Giraffe, das Zebra, das Gnu und den Büffel, endlich das Schaf mit dem plumpen Fettschwanz. Dem Menschen dienstbar sind das edle Berberroß und das Dromedar, das Schiff der Wüste. Im Norden Afrika's überwintern unsere meisten Zugvögel, insbesondere unser Hausfreund, der Storch, der auch bei Arabern und Mau-
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