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1. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 212

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
212 Iii. Geschichtsbilder. in der christlichen Religion erzogen war, bot ihren ganzen Einfluß auf, um auch ihren Gemahl, der noch dem finsteren Heidenthume anhing, dafür zu gewinnen. Aber sein wildes Gemüth wies immer die milden Lehren des Christenthumes von sich. Es schien ihm thöricht und vermessen, seinen alten Göttern zu ent- sagen, die ihm noch in allen Schlachten den Sieg verliehen hatten. Doch was der Gattin Liebe angefangen und vor- bereitet hatte, half die Noth vollenden. Im Jahre 496 brach ein Krieg aus zwischen den Franken und ihren Grenz- nachbaren, den Alemannen, deren An- griffen Gallien fortwährend ausgesetzt war. Der Name dieser gefürchteten Nachbaren war den Franken in Gallien so bekannt, daß ihn die Franzosen noch jetzt dem ganzen deutschen Volke (Alle- mands) geben. Bei Zülpich im Jü- lichschen ward blutig gestritten. Der Sieg schwankte lange, endlich neigte er sich auf die Seite der Alemannen. In dieser Noth gedachte Chlodwig dessen, was ihm seine Gemahlin Clotilde von dem mächtigen Christengotte erzählt hatte. Und alsbald streckte er inbrünstig seine Hände zum Himmel aus und betete: „Hilf mir, Jesus Christus, denn meine Götter verlassen mich. Wenn du mir beistehst in dieser Noth, so will ich an dich glauben." Und siehe! wie durch Zauber ordneten sich seine Reihen wie- der. Schrecken ging vor ihnen her. Es war, als hätten unsichtbare Geister den Kampf übernommen. Der Feind wich zurück, der Anführer fiel, und nun warf Alles Wehr und Waffe ab und eilte voll Entsetzen in wilder Flucht durch - und über einander vom Kampfplatze. Dieser Sieg verschaffte ihm die Herr- schaft über den nördlichen Theil von Alemannien, am Rhein und Main; der südliche begab sich unter die Herrschaft der Ostgothen. Chlodwig erfüllte nun auch sein Ge- lübde. Am Weihnachtsfeste desselben Jahres (496) ließ er sich zu Rheims feierlich taufen. Nach der Taufe salbte ihn auch der Bischof Remigius zum Könige der Franken. Eine Taube, — so geht die Sage, — brachte zu dieser Feierlichkeit ein Fläschchen mit Salböl vom Himmel, das auch bei allen folgen- den Krönungen gebraucht wurde. Mit dem Könige zugleich taufte der Bischof die Schwester des Chlodwig nebst drei- tausend Franken hohen Ranges und sprach dabei die bedeutungsvollen Worte: „Betet an, was ihr zuvor verbrannt habet, und verbrennet, was ihr zuvor angebetet habet." Das Christenthum ward nun fränkische Staatsreligion. Es war jedoch an Chlodwig sichtbar, daß die Annahme des Christenthumes nur das Werk augenblicklicher Noth ge- wesen; denn es wirkte nicht veredelnd auf seine Gesinnung. Er mordete in seiner Familie nach wie vor. Ja, es mußte sogar die neue Religion seiner Herrschsucht zum Vorwände dienen, die übrigen Völker Galliens zu unterwerfen, die sich nicht zur christlichen Kirche be- kannten. In Gallien waren jetzt außer den Franken nur noch zwei mächtige Völker, die Burgunder und Westgothen. Ueber Burgund, den schönen blühenden Landstrich, der sich von der Saone bis Avignon hinab erstreckt, herrschten zwei Könige, die sich gegenseitig bekriegten. Für einen jährlichen Zins zog er dem einen zu Hülfe und trieb den andern in die Enge, kehrte aber zurück, als auch dieser ihm Abtretungen und jähr- lichen Zins verhieß. Erst unter Chlod- wigs Nachfolgern wurde Burgund gänz- lich unter fränkische Herrschaft gebracht. Nun griff er die Westgothen an und erfocht einen vollständigen Sieg über sie bei Poitiers (507); ihren König tödtete er mit eigner Hand. Er würde sich das ganze Reich unterworfen haben, hätte sich nicht Theodorich, König der Ostgothen in Italien, seiner unmäßigen Vergrößerungssucht widersetzt. Doch riß er den größten Theil desselben an sich und schränkte die Westgothen auf Lan- guedoc ein. So gelang es ihm, sein Anfangs kleines Reich vom Rhein und von der Donau bis an die Pyrenäen, vom Kanäle bis nahe an das mittelländische Meer zu erweitern. Er war es, der die ver- schiedenen Volksstämme in Gallien zu einem Ganzen vereingte und den Grund zu der künftigen Größe der fränkischen
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