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1. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 217

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
217 100. Theudelinde. 101. Der Untergang des Agilolfingergeschlechtes. 100. Theudelinde. Zur Zeit da Garibald I. Herzog der Bajuwaren war, regierte als König des Longobardenreiches in Oberitalien Authari. Dieser sandte Boten zu Garibald und ließ um dessen Tochter Theudelinde werben. Garibald nahm die Boten freundlich auf und versprach, König Authari's Bitte zu erfüllen. Als dies die zurückkehrenden Gesandten ihrem König verkündet hatten, wünschte er selbst, aber ohne erkannt zu werden, seine Braut zu sehen. Er wählte sich also unter den Longobarden einige zu- verläßige Männer ans, namentlich einen sehr treuen, älteren Mann, den er zum Führer des Zuges machte, und mit diesem Zuge reiste er selbst nach Bayern, jedoch in nichts von seinen übrigen Be- gleitern unterschieden. Die Gesandtschaft wurde nach gewöhnlichem Gebrauch vor Garibald geführt und der alte Mann brachte seine Rede vor. Garibald ließ nun seine Tochter Theudelinde kommen und diese kredenzte zuerst dem Alten und dann Authari den Becher. Nachdem sich die Gesandtschaft verabschiedet hatte und die Heimreise antrat, gaben ihr Bayern das Geleite bis an die Grenze. Hier richtete sich Authari auf seinem Pferde empor, so hoch er konnte, schlug mit aller Kraft seine Streitaxt in einen nahen Baum, daß sie darin haften blieb und sprach: „Solche Schläge führt Authari!" Hieraus erkannten die Bayern, daß er der König selbst sei. Einige Zeit nachher überzog der Frankenkönig Bayern mit Krieg; da floh Theudelinde mit ihrem Bruder Gundoald nach Italien und schickte ihrem Verlobten Authari Nachricht, daß sie ihn um Schutz ersuchte. Authari ritt ihr mit großem Gefolge entgegen, und als er ihr in der Mitte des Monats Mai auf dem sardischen Gefilde bei Verona begegnete, ließ er sogleich An- stalten zur Hochzeit treffen. Unter dem Jubel der Longobarden wurde diese voll- zogen und Theudelinde war Königin der Longobarden. Schon im Jahre 601, nachdem Authari sechs Jahre König der Longobarden ge- wesen, starb er vor Ticinum. Theude- linde aber hatte sich die Zuneigung der Longobarde» in so hohem Grade er- worben, daß diese ihr gestatteten, Königin zu bleiben, ja, daß sie versprachen, den- jenigen als König anzuerkennen, den sie sich zum Gemahl ersehen würde. Da berief die Königin die weisesten Männer und beredete sich mit ihnen. Auf deren Rath erwählte sie Agilulf, einen tapferen und thätigen Mann, an Geist und Körper wohl zur Herrschaft geschickt. Das ganze Volk bestätigte in feierlicher Volksversammlung auf den Feldern von Mailand die Wahl, und die Hochzeit wurde mit großem Jubel gefeiert. Theudelinde zeichnete sich namentlich durch ihre Frömmigkeit aus. Sie er- baute zu Ehren des heiligen Johannes des Täufers zu Moditia oder Monza eine Kirche und beschenkte dieselbe reich mit Gold und Silber. In dieser Kirche wurde die berühmte eiserne Krone auf- bewahrt, mit welcher nachmals die deutschen Kaiser als Könige von Italien gekrönt wurden. Dieselbe war jedoch nicht von Eisen, sondern von gutem Golde, inwendig aber lief ein eiserner Ring herum, welcher nach der Sage von einem Nagel des Kreuzes Christi geschmiedet war. Bei dem Papste in Rom war Theu- delinde in großem Ansehen und sie stund mit demselben in Briefwechsel. Als besonderes Verdienst wurde es ihr an- gerechnet, daß es ihren ebenso klugen als eifrigen Bemühungen gelang, die vorher der arianischen Lehre zugethanen Longobardenallmühlichwiederderrömisch- katholischen Kirche zuzuführen. 101. Der Untergang des Agilolfingergeschlechtes. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, j wissen, wenn auch nur losen und bloß daß die ersten bayerischen Herzoge aus > äußerlichen Abhängigkeitsverhältniß zum dem Agilolfingerstamme in einem ge- ' fränkischen Reiche standen. Aber im
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