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1. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 222

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
222 Hi. Geschichtsbilder. See durch Ueberfälle die Küsten Galliens und Deutschlands verheerten, mußte sich Karl vertheidigen. Ihr König Godfried erschien (808) mit einer Heeres- macht sogar vor dem Königssitze Aachen. In Eile sammelte Karl ein Heer; aber ehe es noch zu der von Godfried ange- drohten Feldschlacht kam, wendete des letzteren Tod die Gefahr ab, und die unter den Söhnen ausbrechenden Thron- streitigkeiten verhinderten weitere Kriege. Das Land zwischen Schlei und Eider blieb den Franken und wurde später zur Nord mark. So hatte sich denn das Reich Karl des Großen ausgedehnt von der Elbe bis zu den Pyrenäen, von der Nord- und Ostsee bis zum adriatischen Meere, und Karls Scepter waltete über fast ganz Frankreich, Deutschland : und Italien. Deutsche, Slaven, Avaren, Spanier, Araber, Langobarden, Italiener waren ihm Unterthan, eine „Herrschaft, wie sie seit dem Unter- gänge des Römerreiches nicht war gesehen" worden. Sein Ruhm aber ging weit über die Grenzen seines Reiches hinaus. Gothische, schottische, irische Fürsten nannten sich seine Unter- thanen; britische Fürsten kamen an seinen Hof, der Patriarch von Jeru- salem sandte ihm die Schlüssel zum heiligen Grabe, zum Calvarienberge und Zur Stadt sammt einer Fahne; der mächtige Chalif Harun al Raschid be- wunderte Karl und suchte dessen Freund- schaft. Auch der Papst, dankbar für Karls einstimmige Hülfeleistung, setzte ihm die kaiserliche Krone auf und salbte ihn zum römischen Kaiser und ernannte dadurch ihn und seine Söhne zu Schutzherren Roms. Dies geschah bei der Scheide zweier Jahrhunderte, am 25. Dezember, am Weihnachtstage des Jahres 800. Von jetzt an arbeitete Karl haupt- sächlich an der inneren Entwickelung seines Reiches. So nahm er sich der Kirche und des Staates gleichmäßig und bis in's Einzelnste an. Aber ob- wohl in Alles eingreifend, ließ er doch Kirche und Völkern Freiheit und Selbst- ständigkeit der Entwickelung. Er hatte mit der Uebernahme der römischen ! Kaiserwürde nicht den germanischen Sinn für Freiheit verloren. Er gründete Kirchen und Klöster und beschenkte sie reichlich. Eben so sehr sorgte er aber auch für die Rechte seiner weltlichen Unterthanen durch weise Gesetze und Aufstellung tüchtiger Beamten. Die Bildung fand einen hervorra- genden Beschützer an ihm; denn er gründete Schulen, ließ eine deutsche Sprachlehre schreiben und die alten Heldenlieder sammeln, welche noch im Munde des Volkes lebten. Selbst in Bezug auf den Landbau ward er durch Anordnungen für die königlichen Güter das Vorbild eines sorgsamen, weisen und gerechten Guts- herrn. Er gab Verordnungen über Ackerbau, Garten-, Weinbau, Hausein- richtung, Jagd u. s. w. Seinem Reiche suchte er von jetzt an die Ruhe zu erhalten. Er ordnete den Heerbann, schützte durch Aufstellung von Markgrafen, denen er eine größere Gewalt in die Hand gab, die Grenzen seines Reiches und baute zur Wehr gegen die Ueberfälle der Normanen und Mauren Flotten und Festungen, besichtigte sie selbst, legte Häfen an und setzte Wachtposten hinein. So war er fortwährend für sein Reich besorgt, und es gibt kein Gebiet des Staats- lebens, wo Karl nicht, an frühere Einrich- tungen anknüpfend, rastlos die bessernde Hand angelegt hätte, bald ergänzend, bald ordnend, nie aufhebend oder zer- störend. Nach allen Seiten hin hat er so Samenkörner ausgestreut, von denen zwar einzelne im Drange der Ver- hältnisse erstickten, die Mehrzahl aber doch Früchte trug. Aus allen seinen Thaten, wie Gesetzen aber blickt stets der Geist der Frömmigkeit, der Weis- heit, des Rechtes und der Milde hin- durch. Und wenn dennoch scheinbare Härte aus diesem so harmonisch gestal- teten Wesen hervorbrechen, so ist nicht Willkür, sondern Ueberzeugung die Quelle davon. 4. Nicht uninteressant dürfte es sein, auch von der Person Karls des Großen zu reden. Er war eine gewaltige Erscheinung,
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