Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 223

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
103. Die Theilung der fränkischen Monarchie. 223 als müßte der große Geist auch eine Form haben, die über das gewöhnliche Maß hinausragt. Hochgewachsen, breit und kräftig, hatte er auch eine männ- liche Haltung, einen festen Gang und dabei war sein Gesicht stets heiter, freundlich und milde. Seine Gesund- heit war eine feste und durch regel- mäßiges Leben, steißige Leibesübungen, besonders Fechten, Reiten, Schwimmen und Jagen, worin er es allen Alters- genossen zuvorthat, suchte er sich die- selbe zu erhalten. Wie die Mehrzahl großer Männer liebte er nicht äußeren Prunk und war seinen Unterthanen ein Vorbild bürgerlicher Einfachheit und Mäßigung. Er ging gewöhnlich in schlichter, vaterländischer Tracht, in einem wollenen Wamms mit seidenen Streifen, die Beine umwunden mit Binden, die Füße bedeckt mit Schuhen. Im Winter schützte ein Seehundspelz Brust und Schultern, im Sommer um- wallte ihn ein meergrüner Mantel. Nur sein Schwert, das Sinnbild seines kriegerischen Ruhmes, hatte Griff und Gehenk von Gold. Wenn es aber galt, bei festlichen Gelegenheiten seine Würde zu zeigen, dann prangte er im gold- durchwirkten Kleide, im Purpurmantel, von goldenen Spangen zusammenge- halten und im reich mit Edelsteinen besetzten Diadem. Seine große Seele war rastlos thätig und immer dem Edlen zugewandt. Wie hätte er auch sonst so Vieles und Großes vollbringen können! Die Zeit war ihm kostbar, sie durfte nicht mit alltäglichen Geschäften vergeudet werden. Die wissenschaftlichen Lücken füllte er noch in vorgerückten Jahren aus; mit Ausdauer übte er sich im Schreiben, lernte er rechnen, unterrichtete er sich in Rhetorik, Grammatik, Astronomie. Lateinisch sprach er so fertig wie deutsch. Auch das Griechische verstand er. Er war vollkommen Herr der Rede. Was er sprach, war klar und lebendig, reich und sicher, ein Beweis der innern Klarheit, Sicherheit und des innern Reichthums. Der Fülle seines Geistes kam die Fülle seines Gemüthes gleich. Den Namen seines Vaters sprach er stets mit der größten Hochachtung aus und tastete dessen Gesetze und Verordnungen nicht an. Seine Mutter ward bei ihm in Ehren alt; mit gleicher Liebe hing er an seiner frommen Schwester Gisla, mit größerer noch an seinen Kindern. Selbst bei der Jagd ritten seine Söhne ihm zur Seite und auch seine Töchter durften dabei nicht fehlen. Wie ein guter Hausvater hielt er streng darauf, daß seine Kinder wissenschaftlich erzogen wurden; Müßiggang war allen abhold. Karl, eben so groß als Held und Herrscher, wie verehrungswürdig als Privatmann, starb endlich nach 47jähriger Regierung, als Siebziger, am 28. Januar 814 und sein Leichnam ward in der von ihm erbauten Marienkirche zu Aachen beigesetzt. Vor der Beisetzung ward sein Leib einbalsamirt, mit dem kaiserlichen Schmucke und dem Diadem angethan und auf einen goldenen Thron gesetzt. Unermeßlich war das Klagen und Trauern des Volkes, und mit Recht; denn es verlor seinen weisen und gerech- ten Vater und Karl lebt heute noch in der Sage des Volkes fort. Im Unters- berg hat er seine Residenz ausgeschlagen; dort schläft er verborgen mit seinen Kriegern und wartet der Zeit, bis er wiederkehren darf zur Herstellung seines altehrwürdigen Reiches. Das Volk sehnt sich, ihn aus dem Grabe mit altem Glanze aufsteigen zu sehen, um sein deutsches Volk zu beglücken und zur Einheit zurückzuführen. 103. Die Theilung der fränkischen Monarchie. Kaum hatte Lothar die Kunde von seines Vaters Tode vernommen, als er durchs ganze fränkische Reich die Botschaft ergehen ließ, er trete nun die ihm schon früher verliehene Kai- serwürde an, belasse Jeden in Amt und Ehren und fordere von Allen den Treueschwur. Sein Ziel war die Allein- herrschafl. Um dieses zu erreichen, suchte er sich Zuerst des Beistandes Karls
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer