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1. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 224

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
224 Iii. Geschichtsbilder. des Kahlen zu versichern. Mit dessen Hülfe gedachte er seinen Bruder Ludwig von Bayern zu bekämpfen und zu vernichten; war ihm dieses gelungen, dann hoffte er leicht auch Karls sich entledigen zu können. Noch zur rechten Zeit durchschaute Karl Lothars Absichten und schloß sich um so enger an Ludwig an. Beide vereinigten ihre Heereskräfte und forderten Lothar auf, ihnen das zu gewähren, was ihnen mit Fug und Recht gebühre; weigere er sich dessen, so solle das Gottesurtheil des Kampfes entscheiden. Hartnäckig wies Lothar die Friedensvorschläge ab und verbün- dete sich mit seinem Neffen Pipin von Aquitanien. Schon standen Ludwig und Karl dem Heere Lothars gegenüber, bevor noch Pipin zu diesem gestoßen war. Auch jetzt noch wünschten die ersteren den Frieden ohne Waffengewalt hergestellt zu sehen und sandten aber- mals Boten an Lothar mit neuen Vorschlägen und Zugeständnissen. Aber Lothar hatte kein Gefühl für solchen Edelmuth. Zwar gab er sich den Schein, als ob er auf die Vorschläge seiner Brüder eingehen wolle, und schloß einen Waffenstillstand ab, welchen drei Grafen in seinem Namen beschworen. In Wirk- lichkeit wollte er nur Zeit gewinnen, um das Eintreffen seines Verbündeten Pipin abzuwarten. Und als dieser unmittelbar nach Abschluß des Waffen- stillstandes erschien, forderte Lothar, uneingedenk der Waffenruhe, seine Brü- der zu augenblicklicher Unterwerfung auf. Karl und Ludwig aber antwor- teten voll gerechter Entrüstung, den andern Morgen würden sie erscheinen zum Urtheile des allmächtigen Gottes durch die Waffen. Der andere Tag war ein Sonntag, der 25. Juni des Jahres 841. Bei Fontenaille (Fonteay) in Burgund stan- den sich die Heere gegenüber. Der Kampf begann. Er war lang und heiß. Zuerst wurden Lothars, dann auch Pipins Schaaren in die Flucht geschlagen. Ludwig und Karl hatten einen glänzen- den Steg erfochten. In den Nachmit- tagsstunden wohnten die Sieger noch dem sonntägigen Gottesdienste bei. Dar- auf wurden die Todten bestattet und die Verwundeten der nöthigen Pstege übergeben, dabei Freunden und Feinden gleiche Sorgfalt gewidmet. Solche Milde der Sieger ehrte noch den Ruhm des Sieges. Doch versäumten die beiden Brüder ihren Sieg zu benutzen, und so gewann das geschlagene Heer Zeit zum ungefährdeten Rückzug. Pipin war nach Aquitanien, Lothar nach Aachen ent- ronnen. Dies hatte auch eine Trennung des siegreichen Heeres zur Folge, indem Karl dem Pipin, Ludwig dem Lothar folgte. Durch erfolgloses Hin- und Herziehen der Heere wurde die Last. des Krieges nur vergrößert und die Entscheidung verzögert. Da zudem Lothar die Sachsen gegen Ludwig aufgewiegelt hatte, so beschloß letzterer, die Entschei- dung herbeizuführen. Er vereinigte (842) bei Straßburg seine Streitkräfte mit denen Karls. Da schwuren sich beide feierlich Bundestreue und ließen ihre Heere gleichfalls diesen Eid ablegen. Bei dieser Gelegenheit zeigte sich der Gegensatz der Nationalitäten in der Sprache. Karls und Ludwigs Krieger verstanden sich nicht mehr, weil in Gallien, wo jene daheim waren, die Verschmelzung germanischer (fränkischer) Volksart mit romanisch-keltischer und die Umwandlung der ftänkischen Sprache in eine romanische bereits vollendet war. Es waren nicht mehr West-und und Oftfranken, wie sie noch hießen, sondern in der That schon Franzosen und Deutsche, welche sich hier gegenüber standen. Die Leute Ludwigs schwuren in deutscher, die Karls in romanischer Sprache. Das war ein Zeichen, daß die Theilung derreiche bald nachfolgen werde. Nachdem die beiden Könige ihr Bündniß in solcher Weise befestigt, brachen sie auf gegen Aachen, dessen Besitz als Haupt- und Krönungsstadt des Reiches von Wichtigkeit war. Nach einem vergeblichen Versuch, ihnen den Moselübergang zu wehren, floh Lothar, und Karl" und Ludwig hielten ihren Einzug in Karls des Großen ehrwürdige Stadt. Der Austrag des Erbfolgestreites ward einem Schiedsgericht übertragen. Nach langen und schwierigen Verhand- lungen kam endlich der denkwürdige
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