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1. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 226

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
226 Hi. Geschichtsbilder. schwanden vor ihnen; nur die Städte mit ihren Mauern waren ihnen zu stark, — denn noch war ihnen die Be- lagerungskunst fremd. Hundert Stun- den, von Alt-Ofen bis an den Lech, ging diesmal ihr Verheerungszug; Mönche und Landlente flohen fchreckensvoll vor ihnen hinter die Mauern der Städte. Mit Beute beladen wandten die Magyaren um. Am Ufer der Donau wurden sie von dem Bayernherzog Luit- pold und dem Bischof von Passau über- fallen. Auf beiden Seiten blieben Viele; 12,000 sollen die Magyaren verloren haben, nach andern Angaben wahr- scheinlicher 1200; auch gestanden sie den Deutschen weder den Sieg, noch sich eine Niederlage. Und sie kehrten in den folgenden Jahren (v. 901 — 907) zwar nicht mit der ganzen Kriegsmacht ihres Volkes, aber in zahlreichen Streif- horden wieder, ohne Arpads persönliche Führung, jedoch unter andern glücklichen Anführern, und selbst Regensburg wurde von ihnen in Brand gesteckt. Im Jahre 907 begruben die Ma- gyaren ihren Herzog, den Helden Arpad, an der Quelle eines Baches unweit Budwar, und ihm folgte sein unmün- diger Sohn Zoltan, den sie noch zu Lebzeiten seines Vaters als dessen Nach- folger auf dem Schild erhoben hatten. Mit dem Tode des alten Helden glaubte man im deutschen Reiche die Kraft und den Eroberungsgeist der Magyaren ge- brochen, und der Neichsverweser Hatto hielt den Augenblick für günstig, ihnen alle frühere Unbill zu vergelten und die Grenzen des Reiches für immer von ihnen zu befreien. Zwischen Ennsburg und dem Stift St. Florian im jetzigen Oesterreich zog sich die Heeresmacht des Reichs zusammen, und der junge König selbst begab sich in das Heerlager. Nicht nur die Fürsten und Herren fanden sich ein, sondern auch viele Bischöfe nahmen den Streitkolben, und Aebte zogen den Harnisch über die Kutte. Aber der Krieg fiel unglücklich für den König und die deutschen Heere aus. Die Magyaren waren schneller als sie, und ihre Art zu kämpfen war den Deutschen noch immer ebenso fremd, als gefährlich. Das königliche Heer sah sich angegriffen, ehe es einen Kriegs- plan gemacht, ja ehe es seine Haufen ganz zusammen gezogen hatte. Dc> Magyaren ließen es nicht zu einer ge- ordneten Schlacht kommen; hier und dort, von allen Seilen stürmten Schaaren heran, griffen wüthend an, flohen jetzt zurück, und sobald die Deutschen, ihre Ordnung verlassend, sie verfolgten, wand- ten sie sich wieder ihnen entgegen; ihre Flucht war verstellt, ihr erneuter Angriff war ein Ueberfall; ein Hagel von Pfeilen und Wurfspießen und ihre durchstürmenden Rosse, mit denen sie die unbehülflichen Feinde zu Boden ritten, wurden das Verderben der Deutschen. Drei Tage lang hielt das Reichs- heer den Kampf aus; aber alle seine Haufen wurden geworfen. Herzog Luit- pold von Bayern — es waren seit längerer Zeit wieder überall Herzoge — fiel selbst im Kampfe. Mit dem Tode dieses tapfern Heerführers war der letzte Widerstand gebrochen, und die Sieger vollendeten die Niederlage. Es blieben unter ihrem Schwert der Erzbischof Ditmar von Salzburg, mehrere Bischöfe, Eisengrün, des Königs Truch- seß, 15 Grafen und eine Menge Herren und Knechte. Unaufgehalten ergoß sich der Sieges- ftrom der Magyaren über das ganze Land, und richtete große Verheerungen an. Und kaum hatte er sich zurückge- zogen, als er im folgenden Jahre noch furchtbarer hervorbrach. Der Schrecken und die Muthlosigkeit, sowie die große Beute, welche die Magyaren bei ihren Feinden gefunden, waren zu reizend, als daß sie lange hätten stille sitzen können. Sie wagten bis Thüringen und Obersachsen zu streifen. Das Land glich bald unter diesen Horden einer Wüste. Dörfer und Höfe waren ver- lassen, die Felder ungebaut, die Bewohner der Städte und Schlösser in ihren Mauern eingeschlossen, dem Mangel aller Art Preis gegeben, Kirchen und Klöster ent- weder zerstört oder ausgeraubt. Das Jahr darauf überschwemmten ihre Streithorden Bayern, Schwaben und Franken. König Ludwig sah mit Schmerz und Zorn so vieles Elend ! seines Volkes.
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