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1. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 233

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
109. Die Ungarschlacht auf dem Lechfelde (955). 233 dern, daß Otto wieder den Gedanken Karls des Großen von einem weströ- mischen Kaiserreich auffaßte und die dringende Einladung zu einem Zuge nach Italien nicht verschmähte. In ihm wohnte zudem eine gewaltige, von edlem Stolz getragene Herrschernatur, die sich schon in der majestätischen Gestalt und dem Ehrfurcht gebietenden Blicke kund gab. Aber zu bedauern ist es, daß ihn nicht reifere Betrachtung und das Bei- spiel der Karolinger von seinem Vor- haben, von der Uebernahme einer so großen und übermenschlichen Last, zu- rückschreckte; besonders für Deutschland zu bedauern, daß er durch den Schein- glanz der südlichen Krone die deutschen Kräfte nach Italien richtete, wo sie eben so oft glänzende Siege gewannen, als sie bald darauf in den: für sie ungünstigen Klima sich aufzehrten. Otto errang durch seine Kämpfe in Italien gegen den herrschfüchtigen und wilden Markgrafen Berengar von Jvrea den Titel „König von Italien", später erhielt er in Mailand die eiserne Krone der Lombarden, und ein Jahr darauf empfing er auch aus der Hand des Papstes die römische Kai- serkrone. Zugleich mußten die Römer ihm schwören, nie einen Papst ohne die Zustimmung des deuifchen Kaisers zu wählen. So wurde Otto der Gründer des heiligen römischen Reiches deutschernation. Die römische Kai- serkrone erhielt durch die Macht eines Mannes, wie Otto, eine neue höhere Bedeutung, und obgleich sie ihm und noch mehr seinen Nachfolgern (bis zur gänzlichen Auflösung des deutschen Rei- ches 1806) nur die unfruchtbare Ober- herrschaft über Rom und das römische Gebiet verlieh, wurde doch dadurch der deutsche König als erster Fürst und Schutzherr der abendländischen Christen- heit anerkannt und ihm eine bevorzugte Stellung vor andern gekrönten Häup- tern gesichert. Das Bestreben, die römische Krone zu behaupten, hat leider den Deutschen viel Blut gekostet und die deutschen Könige oft von wichtigen ein- heimischen Angelegenheiten abgezogen, aber auch den Verkehr der Deutschen mit dem bildungsreichen Italien be- fördert und ihnen einen weiten Spiel- raum für kräftige Thätigkeit zur För- derung des Geistes und der Bildung eröffnet. Ueberblickt man die ganze Regie- rungszeit Otto's, so muß man sagen, daß kein deutscher König mehr mit auf- rührerischen Lehensträgern zu kämpfen gehabt hat, als er, und nur einem so eisernen und vom Glück begünstigten Manne, wie Otto, konnte es gelingen, alle Gegner zu überwinden. So unter Kämpfen, Ringen und Streben für voll- ständige Reichseinheit Deutschlands be- schloß Otto sein thatenreiches Leben im 62. Jahre seines Alters. 109. Die Ungarschlacht , Die Schmach eines Tributes an die ! Ungarn, welche seit Ludwig des Kindes Zeiten auf Deutschland gelastet, wurde von Heinrich I. durch die glorreichen Siege bei Sondershausen und Merse- burg (933) abgewendet. So lange Hein- rich am Leben war, wagte sich das Raubvolk nicht mehr nach Deutschland. Kaum aber hatte derselbe die Angen geschlossen, als sie auch ihre Plünde- rungszüge wieder begannen. In den Jahren 937, 938, 944 und 954 suchten sie Deutschland und Italien heim, allein ohne bedeutenden Erfolg. Im Jahre 955 aber rüsteten sie sich zu einem auf dem Lechfelde (955). furchtbaren Einfall. In so ungeheurer Menge erschienen sie — man hat ihre Zahl auf 100,000 angegeben — daß sie prahlend ausriefen: „Unsere Rosse sollen die Flüsse aussaufen und die Städte zertreten, und wenn nicht der Himmel einstürzt oder die Erde sich aufthnt, kann uns kein Unfall begegnen." In fünf Heereszüge getheilt zogen sie unter Anführung ihres Häuptlings Bulzko die Donau herauf, überschwemmten plün- dernd, mordend und sengend das Land bis zum Schwarzwalde und lagerten sich dann am Lech vor Augsburg. In dieser Stadt war der Bischof Ulrich, ein gar
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