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1. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 234

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
234 Hl. Geschichtsbilder. frommer und muthiger Mann; der machte die Augsburger wehrhaft und stärkte sie im Vertrauen auf Gott. Wie nun die Ungarn eines Morgens zu den Mauern aufschauten und sie von lauter Harnischen und Schwertern leuchten sahen, ward ihnen plötzlich Botschaft, daß der König mit dem deutschen Heerbann wi- der sie auf's Lechfeld herangezogen fei. Da mochten die Ungarn vor Kampflust nicht länger vor Augsburg liegen blei- den und ritten dem König entgegen an den Lech. Schnell zogen nun auch die Augsburger mit dem Bischof Ulrich zu dem Heerbann hinaus. Der König theilte denselben in acht Haufen; drei davon waren lauter Bayern, die führte Graf Eberhard von Sempt und Ebersberg an (weil der Herzog Heinrich krank lag), den vierten Haufen bildeten die Fran- ken, an ihrer Spitze stand Herzog Kon- rad, der voll Scham über feinen Verrath war und vor Begier brannte, ihn durch einen ehrlichen Tod in der Schlacht zu büßen; der fünfte Haufe bestand aus den edelsten Kampfhelden des ganzen Heeres, der König selbst war ihr Vor- fechter, und vor ihm her flog der Erz- engel Michael, wie vor feinem Vater bei Merseburg; den sechsten und sieben- ten Haufen bildeten dw Schwaben mit ihrem Herzog Burkhard, und den achten die Böhmen; alle diese Völker schwuren sich unter einander Treu und Hülfe wie leibliche Brüder. Das war am 9. Au- gust 955. Wie nun die Ungarn das deutsche Heer in Schlachtordnung er- blickten, schwammen sie voll Ungeduld auf ihren Rossen durch den Lech an's linke Ufer; dort umringten sie die Schlachtordnung der Deutschen und war- fen sich plötzlich mit wildem Geheul auf die Böhmen. Diese hielten den Pfeil- regen nicht lange aus, flohen und über- ließen voll Schrecken den Troß. Da brachen die Sieger schnell auch auf die Schwaben los, welche sich mannhaft wehrten, aber endlich dennoch weichen mußten. Wie der König diese große Gefahr sah, winkte er dem Herzog Kon- rad von Franken; wie ein gereizter Löwe sprang dieser den Ungarn ent- gegen, warf sie zurück, befreite alle Deutschen, welche sie gefangen hatten, und brachte sie dem König. Am andern Morgen (es war der Festtag des heil. Laurentius) betete der König inbrünstig zu Gott und gelobte, wenn Christus ihm die Feinde des Glaubens und des Vaterlandes überwinden helfe, dem hei- ligen Laurentius ein Bisthum in Mer- seburg zu stiften. Dann las der Bischof Ulrich dem Heer die Messe und reichte dem knieenden Könige den Leib des Herrn. Wie sich Otto wieder erhoben, sprach er zu den Deutschen: „Seht um euch! Zahllos find die Haufen der Heiden, aber mit uns ist der mächtigste Helfer, Christus mit feinen Schaaren. So laßt uns aushalten und lieber sterben, als weichen. Doch wozu viel Worte? Statt der Zunge rede das Schwert!" Hoch zu Roß, den Schild am Arm, die hei- lige Lanze schwingend, sprengt er jetzt, im Glanz der Morgenfonne, feinen Deutschen voran. Runbeginntdieschlacht. Unwiderstehlich rückt das deutsche Heer, Mann an Mann, gegen die Ungarn heran; vor deutscher Einigkeit und deut- scher Begeisterung wird ihr blinder Un- gestüm zu Schanden. Schon weichen sie auseinander; um so heißer wird ihre Wuth; viele deutsche Helden erliegen ihren Streichen. Da sinken Graf Theo- bald (der Bruder Bischofs Ulrich) und fein Vetter Reginald; Herzog Konrad von Franken lüftet in der Hitze den Helm, da trifft ihn ein Pfeil in die Kehle, und so löst ihn der Tod von feiner Schuld. Wie nun die Ungar- haufen zersprengt werden, schreiten die Deutschen über die, welche noch wider- stehen wollen, zermalmend hinweg. Jetzt wird die Verwirrung der Ungarn all- gemein, ihr Entsetzen wächst; die weite Ebene wimmelt von Flüchtlingen; die Deutschen stürzen über sie herein wie der Zorn Gottes! Heulend sprengen die Ungarn in den Lech, aber der ist gut deutsch und läßt weder Rosse noch Reiter los; Leichen füllen das Flußbett, die blutgefärbten Wasser schwellen über. So wird das übermüthige Volk vernichtet; nur wenige entrinnen dem heißen Tag. Roch am Abend zieht Otto mit dem Bischof Ulrich glorreich in Augsburg ein und dankt dem Herrn für Deutsch- lands Befreiung. Die drei vornehmsten
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