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1. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 235

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
110. Wahl Konrads Ii. zum deutschen Kaiser. 235 der gefangenen Heerführer, dabei Bulzko, ließ Kaiser Otto vom Schlachtfelde ab und zu seinem Bruder Herzog Heinrich nach Regensburg führen, wo sie vor dem Ostenthore an einem hohen Galgen aufgehenkt wurden. Unermeßliche Beute war den Siegern in die Hände gefallen. Was die Ungarn geraubt: gemünztes und nngemünztes Gold und Silber, Edelsteine, kostbares Kirchen- und Haus- geräthe, Schmucksachen, das Alles hat- ten die Deutschen wieder gewonnen. Reichlich wurden damit Wittwen und Waisen beschenkt und für die Kinder der im Kriege Erschlagenen Zufluchts- Häuser erbaut. Auch viele Kirchen in Bayern und Schwaben empfingen Ersatz für den erlittenen Raub. Am 10. Aug. 1855 wurde zu Kö- nigsbrunn der Grundstein zu einer Kirche gelegt, welche ein Denkmal sein soll dieser denkwürdigen Schlacht. 110. Wahl Konrads Ii. zum deutschen Kaiser. Als mit Heinrich Ii. das königlich sächsische Haus ausgestorben war (1024), schien das neuerwachte Streben der Herzoge und Fürsten nach Unabhängig- keit und Herrschaft Deutschland aber- mals in Verwirrung und Zerrüttung zu stürzen. Acht Wochen lang blieb der Thron unbesetzt; gewaltige Fürsten trotz- ten auf ihre Macht; schon brach an vielen Orten Zwietracht und deren Be- gleitung, Krieg und Verheerung, ans. Aber der patriotische Sinn der edelsten Bischöfe und Herzoge rettete das Vater- land von der Gefahr, die ihm drohte, und es bewährte sich hier ein beach- tungswürdiges Beispiel deutscher Bie- derkeit. Nachdem sich die deutschen Fürsten zuvörderst durch Briefe und Gesandte in der Stille verständigt hatten, kamen sie mit vielem Volke auf einer großen Ebene zwischen Mainz und Worms zur förmlichen Wahl zusammen. Hier la- gerten sie sich unter freiem Himmel auf beiden Seilen des Rheins: diesseits die Sachsen, Böhmen, Ostfranken, Bayern und Schwaben, jenseits die rheinischen Franken und Lothringer. In dem nun schon längst vom Rhein verschlungenen Städtchen Camba, gegenüber Oppen- heim, hielten die Fürsten ihre Berathun- gen. Die italienischen Großen konnten nicht zur Wahl kommen, weil diese zu schnell vor sich ging; doch bestätigten sie selbige nachher zu Costnitz. Lange wurde gestritten, wer zu re- gieren am würdigsten wäre. Bisher war die Regierung in den Händen der Sachsen gewesen; jetzt aber schien es billig, daß selbige den Franken, die noch immer als das Hauptvolk des ger- manischen Bundes galten, zugewendet würde. Aber wer von ihnen sollte sie erhalten? Die Wahl schwankte zwischen zwei Häuptern, dem Reichsgrafen K o n - rad dem Aeltern und Konrad dem Jüngern, Herzog der Franken; beide waren Vettern, Sprößlinge des deutschen Königs Konrad des Ersten, beide standen in großem Ansehen. Der ältere Konrad trug nicht Lehen von Fürsten, sondern nur vom Reiche, und deren nicht viele; er saß, ein freier Mann, auf seinem Erbgut Limburg zwischen Speier und Worms. Der jüngere Konrad konnte sich größerer Macht rühmen. Ihm wen- deten die Lothringer ihr Augenmerk zu, indeß sie dem älteren Konrad früherer Fehden wegen feind waren. Leicht hätte zwischen beiden um der Krone willen blutige Zwietracht entstehen können; allein der ältere Konrad, eben so verständig als redlich, und darum von den Wäh- lenden aus den östlichen Landen vor- züglich geehrt, verhütete dies. Er rief seinen jüngern Vetter bei Seite, und stellte ihm vor, wie es jetzt nahe daran sei, daß die höchste Gewalt wieder zu den Franken kommen sollte; er möchte also nicht durch Zwietracht dem Glück ihres Hauses und der Ehre ihrer Nation widerstreben; würden die Stimmen zu Gunsten des jüngern Konrad ausfallen, so wolle er, der Aeltere, der Erste sein, der ihm huldige; aber eben dieses er- warte er auch von ihm. Der jüngere Konrad ward durch diese Vorstellungen gerührt; er versprach denselben nachzu-
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