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1. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 236

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
236 Iii. Geschichtsbilder. kommen, und gab seinem Vetter den Kuß des Friedens. Mit Freuden sah dies die Versammlung. Sie schloß daraus, daß zwischen beiden ein gutes Vernehmen herrsche, und schritt nun ungesäumt zur Wahl. Die Fürsten setzten sich, und das Volk stand rings umher in großer Menge. Damaliger Sitte gemäß wurde der Erzbischof von Mainz, Aribo, zuerst um seine Meinung befragt. Mit vollem Herzen und freudiger Stimme erklärte er, daß er den ältern Konrad zu seinem Herrn und König und zum Regenten und Beschützer des Vaterlands erwähle. Dieser Erklärung traten auch die übrigen Erzbischöfe, Bischöfe und Geistlichen ohne Bedenken bei. Als nun die Reihe des Stimmens an die weltlichen Fürsten kam, trat Konrad der Jüngere erst ein wenig bei Seite, um sich mit den Loth- ringern zu berathschlagen; bald aber kehrte er auf seinen Platz zurück und erwählte seinen Vetter mit Wärme zu seinem König und Herrn. Der ältere Konrad nahm ihn bei der Hand und ließ ihn neben sich setzen. Alle übrigen Fürsten wiederholten dieselbe Erklärung; das ganze Volk aber stimmte einmüthig ihnen bei, und die verwittwete Kaiserin Kunigunde gab die Reichskleinodien, die ihr verstorbener Gemahl, Heinrich Ii., ihr anvertraut hatte, unverweilt heraus. 111. Das Kaiserthum in sein> Konrad Ii. hatte die Kaisermacht nach Innen und Außen wieder zur Gel- tung zu bringen gewußt. Drei Kronen hatte er auf seinem Haupte vereinigt, die deutsche, die italienische und die burgundische; sein Wort gebot vom Belt bis zur Meerenge von Sicilien, von der Rhone bis zur Theiß. Er hatte mit starker Hand die Macht widerstre- bender Vasallen gebrochen und den Grenz- völkern Schrecken vor dem deutschen Namen beigebracht. Sollte der hohe Plan, den er mit eiserner Beharrlichkeit zu verwirklichen gestrebt, kein vergeb- licher sein, so mußte ihm in der höchsten Würde des Reiches ein Mann nach- folgen, welcher befähigt war, das müh- sam begonnene Werk weiter zu führen Hierauf wurde Konrad der Aeltere, nun der Z w e i t e genannt, nach Mainz geführt, und daselbst gekrönt und gesalbt. Bei dieser Feierlichkeit hielt der schon genannte Erzbischof von Mainz, Aribo, eine herzliche Rede, die als ein Zeichen deutscher Biederkeit nicht unbemerkt blei- den darf. Den König an die Erfüllung seiner neuen Pflichten mahnend, sprach er unter andern: „Von so Vielem, was Gott von dir fordert, ist das wichtigste, daß du Gerechtigkeit und Frieden hand- habest; daß du ein Beschützer seist der Kirchen und Geistlichen, ein Helfer der Wittwen und Waisen. So wird dein Thron befestiget werden auf immerdar. Und nun Herr König bittet dich die heilige Kirche mit mir um Gnade für alle, die dich bisher beleidigt haben. Mögest du allen verzeihen um der Liebe Gottes willen, die dich heute zu einem andern Manne macht, und dich hier auf Erden an ihre Stelle setzt, und so wie du wünschest, daß dir Gott alle deine Sünden verzeihen möge." Der König ward bewegt; er seufzte tief und vergoß Thränen. Da nun auch die Bischöfe und Herzoge sammt dem gan- zen Volke in ihn drangen, so verzieh er allen, die ihn seither beleidigt hatten. Diese Großmuth rührte die Anwesen- den: sie weinten vor Freuden. Machifülle unter Heinrich Iii. und zu befestigen. Darum hatte Konrad inmitten aller Kämpfe dafür Sorge ge- tragen, daß seinem Sohne Heinrich eine in jeder Hinsicht vortreffliche Er- ziehung gegeben würde; und der gelehrte Bischof Bruno von Augsburg war es, welcher diese Aufgabe mit dem segens- reichsten Erfolge löste. Schon in seinem äußeren Erscheinen verrieth Heinrich die königliche Hoheit. Um Haupteslänge über Andere aufra- gend, war er eine kräftige Gestalt. Die breite Stirne deutete auf den hohen Geist, welcher in ihm lebte, die schön geformte Adlernase verkündete den krie- gerischen Muth, das durchdringende dunkle Auge die Kraft seines Willens und auf dem ganzen Antlitz lag der
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