Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 237

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
111. Das Kaiserthum in seiner Machtfülle unter Heinrich Iii. 237 Ausdruck der Ruhe, des Ernstes und der Festigkeit. Au Geistesbildung war er seinen Zeitgenossen überlegen; er war in allen Wissenschaften damaliger Zeit bewandert und verstand mit ein- dringlicher Beredsamkeit zu sprechen. Nie verlor er die Selbstbeherrschung, nie ließ er sich durch Zorn zu Heftigkeit oder Härte hinreißen, sondern stets blieb er erhaben über menschliche Leidenschaf- ten. Er war von tiefreligiösem Geiste durchdrungen, beugte sich in Demuth vor Gott und suchte durch strengste Gewissenhaftigkeit sich der Gnade des Himmels würdig zu machen. Er be- folgte mit größter Strenge alle Gebote der Kirche, beichtete ohne Rückhalt seine Fehler und unterwarf sich den vorge- schriebenen Kirchenbußen. Nie setzte er seine Krone ans, nie vollzog er eine wichtige Handlung, bevor er nicht ge- fastet, gebeichtet und Absolution erhalten hatte. Obgleich bei seines Vaters Tode erst ein Jüngling von 22 Jahren, stand er doch schon in der Mannesreife geistiger Ueber- legenheit da und verdiente den ehrenvollen Beinamen, welchen ihm das deutsche Volk beilegte: „Linie der Gerechtigkeit." Kaum hatte er den Thron bestiegen, so mußte er gegen den übermüthigen Böhmenherzog Bretislav zu Felde ziehen, welcher dem unmündigen Kasi- mir Polen entreißen wollte. Obwohl sein erster Zug erfolglos war, erfüllte Heinrich, in einem zweiten Feldzuge gegen Prag ^vorrückend, die Böhmen mit solchem Schrecken, daß sie von Bre- tislav abfielen. Nun demüthigte dieser sich vor dem Kaiser; barfuß und im härenen Bußgewande warf er sich diesem auf der Fürstenversammlung zu Füßen und gelobte Unterwürfigkeit und Treue. Biel schwieriger noch waren des Kaisers Feldzüge nach Ungarn, wo verderbliche Thronstreitigkeiten aus- gebrochen waren. König Stephan, der das Christenthum unter den Magyaren begründet und ausgebreitet hatte, war ohne Hinterlassung eines Sohnes ge- storben, und ein Schwestersohn, Peter, folgte ihm auf dem Throne. Dieser aber erregte den Unwillen der Ungarn, insbesondere durch seine Begünstigung der Ausländer. Wild tobend erhob sich wider ihn die ganze Nation. Der Auf- ruhr brach in die Königsburg ein; von Peters Seite riß man einen seiner Hof- leute, Buda, der als das mächtigste Werkzeug der volksfeindlichen Absichten des Königs galt. Bor des Königs Augen zerfleischte man den Unglücklichen und seinen beiden Söhnen stach man die Augen ans. Entsetzt ergriff Peter die Flucht, kam nach Regensburg, warf sich Heinrich zu Füßen und flehte dessen Hülfe an. Es war kein geringer Triumph für Heinrich, nachdem er den Böhmen gedemüthigt, auch den Ungarn schutz- flehend an seinem Thron zu sehen. Die Ungarn hatten inzwischen einen gewissen Aba zum Könige erhoben. Unter die- sem gewann der alte Glaube wieder Raum und Alles kündete die Rückkehr jener wüsten Zustände an, aus welchen Stephan die Magyaren erhoben hatte. Aba, um Heinrich zuvor zu kommen, fiel in die bayerische Ostmark und in Kärnthen ein und kehrte beutebeladen zurück. Heinrich ließ diese Unthat nicht ungerächt. In drei Feldzügen demü- thigte er die Ungarn ebenso, wie früher die Böhmen; das Land von: Kahlen- berge bis zur Leitha mußte an Deutsch- land abgetreten und die Lehenshoheit des deutschen Kaisers über Ungarn anerkannt werden. Doch währte diese Abhängigkeit nur geraume Zeit, und wiederholte Feldzüge des Kaisers selbst vermochten nicht, dieselbe dauernd herzustellen. Das größte Verdienst erwarb sich Heinrich dadurch, daß er die großen Wirrnisse in der Kirche beilegte und die Wiederherstellung der zu darnaliger Zeit außerordentlich gesunkenen Kirchenzucht anbahnte. In Italien halten schon seit längerer Zeit die Grafen von Tuscu- lum nachtheilig auf die Papstwahlen eingewirkt und zuletzt der Kirche einen achtzehnjährigen Jüngling als Bene- dikt Ix. zum Oberhaupte aufgedrängt, der des päpstlichen Stuhles ganz un- würdig war, und dessen Ansehen in bedauerlichster Weise erschütterte. Die erbitterten Römer halten ihn zwar Ver- trieben und einen Gegenpapst, Syl- vester Iii. gewählt; allein Benedikt war von seiner mächtigen Parthei zurück geführt worden. Da er aber auf's Neue
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer