1867 -
München
: Königl. Central-Schulbücher-Verl.
- Autor: Marschall, Georg Nicolaus
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Fortbildungsschule, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gewerbeschule, Handelsschule, Landwirtschaftsschule, Präparandenanstalt, Mittelschule
- Regionen (OPAC): Bayern
111. Das Kaiserthum in seiner Machtfülle unter Heinrich Iii.
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Ausdruck der Ruhe, des Ernstes und
der Festigkeit. Au Geistesbildung war
er seinen Zeitgenossen überlegen; er
war in allen Wissenschaften damaliger
Zeit bewandert und verstand mit ein-
dringlicher Beredsamkeit zu sprechen. Nie
verlor er die Selbstbeherrschung, nie
ließ er sich durch Zorn zu Heftigkeit
oder Härte hinreißen, sondern stets blieb
er erhaben über menschliche Leidenschaf-
ten. Er war von tiefreligiösem Geiste
durchdrungen, beugte sich in Demuth
vor Gott und suchte durch strengste
Gewissenhaftigkeit sich der Gnade des
Himmels würdig zu machen. Er be-
folgte mit größter Strenge alle Gebote
der Kirche, beichtete ohne Rückhalt seine
Fehler und unterwarf sich den vorge-
schriebenen Kirchenbußen. Nie setzte er
seine Krone ans, nie vollzog er eine
wichtige Handlung, bevor er nicht ge-
fastet, gebeichtet und Absolution erhalten
hatte. Obgleich bei seines Vaters Tode erst
ein Jüngling von 22 Jahren, stand er doch
schon in der Mannesreife geistiger Ueber-
legenheit da und verdiente den ehrenvollen
Beinamen, welchen ihm das deutsche Volk
beilegte: „Linie der Gerechtigkeit."
Kaum hatte er den Thron bestiegen,
so mußte er gegen den übermüthigen
Böhmenherzog Bretislav zu Felde
ziehen, welcher dem unmündigen Kasi-
mir Polen entreißen wollte. Obwohl
sein erster Zug erfolglos war, erfüllte
Heinrich, in einem zweiten Feldzuge
gegen Prag ^vorrückend, die Böhmen
mit solchem Schrecken, daß sie von Bre-
tislav abfielen. Nun demüthigte dieser
sich vor dem Kaiser; barfuß und im
härenen Bußgewande warf er sich diesem
auf der Fürstenversammlung zu Füßen
und gelobte Unterwürfigkeit und Treue.
Biel schwieriger noch waren des
Kaisers Feldzüge nach Ungarn,
wo verderbliche Thronstreitigkeiten aus-
gebrochen waren. König Stephan, der
das Christenthum unter den Magyaren
begründet und ausgebreitet hatte, war
ohne Hinterlassung eines Sohnes ge-
storben, und ein Schwestersohn, Peter,
folgte ihm auf dem Throne. Dieser
aber erregte den Unwillen der Ungarn,
insbesondere durch seine Begünstigung
der Ausländer. Wild tobend erhob sich
wider ihn die ganze Nation. Der Auf-
ruhr brach in die Königsburg ein; von
Peters Seite riß man einen seiner Hof-
leute, Buda, der als das mächtigste
Werkzeug der volksfeindlichen Absichten
des Königs galt. Bor des Königs
Augen zerfleischte man den Unglücklichen
und seinen beiden Söhnen stach man
die Augen ans. Entsetzt ergriff Peter
die Flucht, kam nach Regensburg, warf
sich Heinrich zu Füßen und flehte dessen
Hülfe an. Es war kein geringer Triumph
für Heinrich, nachdem er den Böhmen
gedemüthigt, auch den Ungarn schutz-
flehend an seinem Thron zu sehen. Die
Ungarn hatten inzwischen einen gewissen
Aba zum Könige erhoben. Unter die-
sem gewann der alte Glaube wieder
Raum und Alles kündete die Rückkehr
jener wüsten Zustände an, aus welchen
Stephan die Magyaren erhoben hatte.
Aba, um Heinrich zuvor zu kommen,
fiel in die bayerische Ostmark und in
Kärnthen ein und kehrte beutebeladen
zurück. Heinrich ließ diese Unthat nicht
ungerächt. In drei Feldzügen demü-
thigte er die Ungarn ebenso, wie früher
die Böhmen; das Land von: Kahlen-
berge bis zur Leitha mußte an Deutsch-
land abgetreten und die Lehenshoheit des
deutschen Kaisers über Ungarn anerkannt
werden. Doch währte diese Abhängigkeit
nur geraume Zeit, und wiederholte
Feldzüge des Kaisers selbst vermochten
nicht, dieselbe dauernd herzustellen.
Das größte Verdienst erwarb sich
Heinrich dadurch, daß er die großen
Wirrnisse in der Kirche beilegte und die
Wiederherstellung der zu darnaliger Zeit
außerordentlich gesunkenen Kirchenzucht
anbahnte. In Italien halten schon seit
längerer Zeit die Grafen von Tuscu-
lum nachtheilig auf die Papstwahlen
eingewirkt und zuletzt der Kirche einen
achtzehnjährigen Jüngling als Bene-
dikt Ix. zum Oberhaupte aufgedrängt,
der des päpstlichen Stuhles ganz un-
würdig war, und dessen Ansehen in
bedauerlichster Weise erschütterte. Die
erbitterten Römer halten ihn zwar Ver-
trieben und einen Gegenpapst, Syl-
vester Iii. gewählt; allein Benedikt
war von seiner mächtigen Parthei zurück
geführt worden. Da er aber auf's Neue