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1. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 238

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
238 Iii. Geschichtsbilder. Aergerniß erregte, steigerte sich die Er- bitterung der Gläubigen auss höchste. Wohl einsehend, daß er sich nicht länger mehr halten könne, verzichtete er auf seine Würde, da der Erzpriester Jo- hannes, der als der frömmste und tugendhafteste Priester Roms gepriesen wird, eine große Summe Geldes bot, um fernere Schmach von der Kirche ab- zuwenden. So bestieg Johannes als Gregor Vi. den päpstlichen Stuhl. Bald aber bereute Benedikt seinen Ver- zicht und trat wiederholt als Papst auf, so daß nun drei Päpste zu gleicher Zeit die Leitung der Kirche beanspruch- ten. Heinrich Iii. veranlaßte die Synode zu Pavia, welche zu Sutri fortgesetzt wurde. Der milde Gregor dankte frei- willig ab, über die beiden andern aber wurde die Absetzung ausgesprochen. Rom ernannte Heinrich zum Patricius der Stadt und legte die Wahl eines neuen Papstes in seine Hand. Diese Wahl siel auf den frommen, ernsten Bischof Suitger von Bamberg, der als Papst den Namen Clemens Ii. führt. Dieser krönte am Weihnachtstage 1046 Hein- rich und dessen Gemahlin mit der Kai- serkrone und begann vom Kaiser unter- stützt, die Wiederherstellung der zerrüt- teten Kirchenzucht; er verbot den Verkauf geistlicher Güter, hielt auf Gehorsam und Unterordnung und wirkte überhaupt segensreich in seinem so schwierigen Amte; Heinrich aber kehrte nach Deutschland zurück, um auch dort für Wiederher- stellung der Kirchenzucht ebenso thätig zu sein, als für Aufrechthaltung der staatlichen und bürgerlichen Ordnung. Er verordnete, daß vom Mittwoch nach Sonnenuntergang bis zum Montag nach Sonnenaufgang, sodann vom Advent bis 8 Tage nach dem Feste der Er- scheinung und ebenso vom Sonntage Septuagesima bis 8 Tage nach Ostern jede Fehde ruhen müsse. Diese Verord- nung, erlassen 1043, nannte man den „Gottesfrieden". Der Kaiser hielt zu Constanz eine so eindringliche Rede, daß alle Anwesenden tief ergriffen waren, zu- mal Heinrich, um ein Beispiel zu eben, allen seinen Feinden Verzeihung gelobte. Große Unglücksfälle hatten aber auch damals die Gemüther der Menschen er- schüttert. Hunger und Seuchen wüthe- ten im Reiche furchtbar, daß an man- chen Gegenden ein Dritttheil der Be- völkerung hinweg gerafft wurde. Wie mächtig aber auch Heinrich da- stand : gegen das Ende seiner Regierung mußte er doch erfahren, daß die Gunst des Glückes selten einem Sterblichen treu bleibt. Im Osten und Norden be- drohten Ungarn und Slaven das Reich, ini Westen beanspruchte Frankreich Loth- ringen, ja im Innern selbst, in Kärn- then und im Bisthume Regensburg, hatte die Empörung gewagt, das Haupt zu erheben und nichts Geringeres führte man irn Schilde, als einem Anderen die deutsche Krone zu verschaffen. Sei- nen vierjährigen Sohn Konrad entriß ihm der Tod. Ernste Gedanken durch- zogen seine starke Seele. Er konnte es sich nicht verhehlen, daß seine Stellung eine andere geworden, als zum Anfang seiner Regierung, und daß er nach so vielen Kraftanstrengungen neue und noch bedeutendere aufwenden müsse, nicht nur, um die äußeren Feinde im Zaume zu halten, sondern noch mehr, um den verräterischen Widerstand der Großen gegen die einheitliche Reichsgewalt zu brechen. Im Verein mit dem Papste Victor Ii., seinem treuen Freunde, wollte er in einer Versammlung der weltlichen und geistlichen Großen des Reiches zu Goslar, wozu auch des Kaisers Feinde geladen waren, die Schlichtung und Ordnung der Reichsangelegenheiten be- rathen. Da überraschte ihn der Tod. Er war mit seinen Gästen zur Jagd geritten. Die Nachricht vom Einfalle sla- vischer Völkerschaften in Sachsen und von der Niederlage eines sächsischen Heeres steigerte ein Unwohlsein zur tödtlichen Krankheit. Das Nahen des Todes fühlend, vergab er allen seinen Feinden und bat die um Verzeihung, denen er etwa Un- recht zugefügt, empfahl seinen sechsjäh- rigen, schon zu seinem Nachfolger erwähl- ten Sohn Heinrich dem Papste und den Fürsten und starb gottergeben am 5. Ok- tober 1056 im 39. Jahre seines Lebens. Der Dom zu Speier nahm seine irdische Hülle auf. Der Papst führte den jungen Heinrich Iv. von Speier nach Aachen und erhob ihn dort auf den Thron.
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