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1. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 249

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
117. Kaiser Friedrich L, Barbarossa. 249 diesem Tage an war das Band der Freundschaft zwischen den beiden deut- schen Helden zerrissen. Nachdem Friedrich in Italien unter- legen und wieder nach Deutschland zu- rückgekehrt war, traten Heinrichs Feinde mit harter Anklage gegen diesen auf und derselbe fand nun an dem so schwer beleidigten Friedrich keinen freundlichen Vermittler, sondern einen strengen Richter. In Worms sollte sich Heinrich verantworten; er stellte sich nicht; ebensowenig auf eine zweite Vorladung nach Magdeburg. Nun mehrte sich die Zahl der Ankläger, und Heinrich, im Vertrauen auf des Kaisers altfreundliche Gesinnungen, bat um eine geheime Unterredung. Friedrich gewährte diese. Da aber Heinrich auf die Bedingungen des Kaisers nicht ein- ging, kam es nicht zur gehofften Ver- söhnung. Eine dritte Vorladung vor den Reichstag nach Goslar war eben- falls erfolglos und so wurde Heinrich geächtet, seiner Lehen und Würden für verlustig erklärt. Doch zögerte der Kaiser mit der Vollstreckung des Spruches und gab seine Zustimmung erst, als auch eine vierte Vorladung nach Ulm und eine fünfte nach Würzburg fruchtlos geblieben. Auf dem letztge- nannten Reichstage 1180 wurde die Vollziehung der Acht beschlossen. Nun kam es zu einem Kriege, in welchem Heinrich anfänglich namhafte Vortheile errang, zuletzt aber mehr und mehr in die Enge getrieben wurde. Das beugte seinen stolzen Sinn und er erklärte sich zur Unterwerfung unter den Spruch der Fürsten bereit. Nun erfüllte sich, was die Gemahlin Friedrichs in Chiavenna vorausgesagt. Auf dem Reichstage zu Erfurt 1181 warf sich Heinrich dem Kaiser zu Füßen, erfaßte dessen Kniee und flehte demüthig um Gnade. Solch ein Wechsel des Schicksals ergriff den edlen Friedrich auf's tiefste. Thränen traten in seine 117. Kaiser Friei 1. Wenn wir uns die alte stolze Zeit, wo das deutsche Reich alle andern Reiche der Christenheit an Größe und Macht Augen und er rief aus: „Du bist das eigne Werkzeug deines Unglücks!" Hier- auf ging der Spruch der Fürsten da- hin: das väterliche Erbe Braunschweig und Lüneburg, obgleich es nach dem Reichs- und Kriegsrecht auch verwirkt sei, solle dem Herzog verbleiben, jedoch müsse er 7 Jahre lang das Reich meiden. Der Kaiser setzte diese Verbannungsfrist auf 3 Jahre herab, mußte aber den be- sorgten Fürsten und Prälaten ver- sprechen, ohne ihre Zustimmung seine Milde nicht weiter auszudehnen. Im Frühling 1182 wanderte der einst so mächtige Löwe mit Weib und Kindern aus; und da, wo er sonst einem Könige gleich geherrscht hatte, zeigte man ihm nicht einmal Mitleid, ja der Geächtete wurde selbst durch bit- teren Hohn gekränkt. Als er z. B. in seiner ehemaligen Stadt Bardewick über Nacht bleiben wollte, verschloß man ihm die Thore und schmähte ihn auf höchst unwürdige Weise von den Mauern herab. Bei dem Vater seiner frommen und milden Gemahlin Mathilde, dem Könige von England, fand der Welse ehrenvolle Aufnahme. Sein großes, unter stolzen Plänen zusammengebrachtes Reich war zerstückelt und an seine Feinde vergeben. Später kehrte Heinrich wieder nach Deutschland zurück und starb zu Braun- schweig am 6. August 1195. Von ihm stammten das braunschweigische Herzogs- haus und das nun entthronte hanno- verische Königshaus, sowie die englische Regentenfamilie ab. — Von seinen Zeit- genossen wird er geschildert als herr- licher Held mit festem, durch ritterliche Uebungen aller Art gekräftigtem Körper. Er hatte ein offenes Gesicht, schwarze Augen, dunkle Haare und einen starken Bart. Feind aller Ueppigkeit und Träg- heit, war er streng, tapfer, ausdauernd und in Vielem seinem Vetter, dem Kaiser Friedrich ähnlich. — Wie dieser, lebt er auch heute noch fort in den Lie- dern und Sagen des Volkes. 'ich I., Barbarossa. und Glanz übertraf, in's Gedächtniß ! rufen und der gewaltigen Herrscher ge- ! denken, welche für Ordnung und Wohl-
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