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1. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 251

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
117. Kaiser Friedrich I., Barbarossa. 251 Eine Hauptsorge des Kaisers um diese Zeit war die Zufriedenstellung Heinrichs des Löwen, die auch so vollständig gelang, daß Friedrich den Namen „Vater des Vaterlands" erhielt. Um diese Zeit erhielt der Herzog von Böhmen aus den Händen des Kaisers die Königskrone, der Herzog von Polen huldigte dem deutschen Kai- ser, wie das schon vorher der König der Dänen gethan; das Königreich Burgund erhielt Friedrich durch seine Vermählung mit der Tochter des letzten burgundischen Königs. Die Macht und das Ansehen des Kaisers war so groß, daß im Jahr 1157 auf dem Reichstag zu Würzburg Gesandtschaften aus allen Theilen Europa's erschienen, aus Constantinopel und England, aus Ita- lien und Dänemark, um ihn im Namen ihrer Herrscher zu begrüßen und ihm deren Freundschaft zu bezeugen. 2. Doch in Italien wurde keine Ruhe; Mailand, das nach der Rückkehr Fried- richs nach Deutschland sein Haupt stol- zer und trotziger als vorher erhoben hatte, wurde in die Acht erklärt und durch Umlagerung zu demüthiger Un- terwerfung und zu einer Kapitulation gezwungen, nach welcher die gewählten Consuln vom Kaiser bestätigt werden mußten. Aber die Mailänder weigerten sich dessen, und der Krieg brach auf's Neue aus. Da zog der Kaiser 1159 mit dem Reichsheere von ungefähr 100,000 Mann vor Mailand, that die Krone vom Haupte und schwur, sie nicht eher wieder auf- zusetzen, als bis er Mailands Mauern der Erde gleich gemacht habe. Er ver- brannte die reichen Aehrenfelder in der weiten Ebene und verwüstete das ganze Gebiet im Umkreise von 7 Stunden. Zehn Tage lang wälzte sich das Feuer- meer um die unglückliche Stadt, welcher nicht nur alle Zufuhr an Lebensmitteln, sondern auch das ihr zugeleitete Quell- wasser abgeschnitten war. Bald war in der Stadt große Noth. Die Theuerung und der Hunger stiegen auf's äußerste, und das Volk verlangte mit Ungestüm den Frieden; es rannte wüthend durch die Straßen und forderte Erlösung. Man mußte sich endlich auf Gnade und Un- gnade dem Kaiser ergeben, trotz des zwei Jahre langen Widerstandes. Bleich und abgemagert von furchtba- rer Noth kamen die Bürger zum Kaiser und brachten ihm die Schlüssel der Stadt und erhielten den Bescheid des Kaisers, daß sie nach dem Rechte alle das Leben verwirkt hätten, aber er wolle Gnade für Recht ergehen lassen. Vierhundert der vornehmsten Bürger wurden als Geißeln zurückgehalten, die gemeinen Krieger mit den: Befehle zurückgeschickt, die Mauern an allen Thoren der Stadt soweit nieder zu reißen, daß der Kaiser mit dem ganzen Heere in breiten Co- lonnen hineinrücken könne. Mit Bangen und Zagen erwartete man das Urtheil des Kaisers. Nun berief dieser einen lombardischen Reichstag nach Pavia zu Gericht. Dort ward die Zerstörung Mai- lands beschlossen. Kaiser Friedrich zog mit dem ganzen Heere in die Stadt ein und ließ das Werk der Zerstörung be- ginnen. Mit freudigem Jauchzen voll- brachten die feindlichen Städte, die Mai- land durch seinen Uebermuth gereizt hatte, dies Werk der Zerstörung. Auf allen Seiten erhoben sich prasselnd die Flammen und wälzten sich von Straße zu Straße. Krachend stürzten die Balken und die Mauern, Hütten und Paläste sanken in Trümmer, und endlich nach sieben Tagen war die blühendste Stadt Italiens mit all' ihren Thürmen, Mau- ern und Palästen vom Erdboden ver- schwunden. Was der Gewalt des Feuers widerstanden hatte, das zerstörte in den folgenden Tagen die geschäftige Men- schenhand. Der Kaiser zog über die Trümmer der Stadt, gebot den Bürgern, sich an- derswo anzusiedeln, ging dann nach Pavia zurück und setzte jetzt zum ersten- mal nach drei Jahren wieder die kai- serliche Krone auf das Haupt. Während man dort jubelte über das Glück des Kaisers, bauten die gedemüthigten Mai- länder in stummem Schmerz in vier offe- nen Flecken ihre neuen Wohnungen auf. Nach dem Sturze Mailands unter- warfen sich voll Schrecken alle Verbün- deten desselben dem Kaiser. So stand dieser auf dem Höhepunkt seiner Macht und schaute siegreich über das nieder-
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