1867 -
München
: Königl. Central-Schulbücher-Verl.
- Autor: Marschall, Georg Nicolaus
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Fortbildungsschule, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gewerbeschule, Handelsschule, Landwirtschaftsschule, Präparandenanstalt, Mittelschule
- Regionen (OPAC): Bayern
117. Kaiser Friedrich I., Barbarossa.
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Eine Hauptsorge des Kaisers um
diese Zeit war die Zufriedenstellung
Heinrichs des Löwen, die auch so
vollständig gelang, daß Friedrich den
Namen „Vater des Vaterlands" erhielt.
Um diese Zeit erhielt der Herzog
von Böhmen aus den Händen des
Kaisers die Königskrone, der Herzog
von Polen huldigte dem deutschen Kai-
ser, wie das schon vorher der König
der Dänen gethan; das Königreich
Burgund erhielt Friedrich durch seine
Vermählung mit der Tochter des letzten
burgundischen Königs. Die Macht und
das Ansehen des Kaisers war so groß,
daß im Jahr 1157 auf dem Reichstag
zu Würzburg Gesandtschaften aus
allen Theilen Europa's erschienen, aus
Constantinopel und England, aus Ita-
lien und Dänemark, um ihn im Namen
ihrer Herrscher zu begrüßen und ihm
deren Freundschaft zu bezeugen.
2. Doch in Italien wurde keine Ruhe;
Mailand, das nach der Rückkehr Fried-
richs nach Deutschland sein Haupt stol-
zer und trotziger als vorher erhoben
hatte, wurde in die Acht erklärt und
durch Umlagerung zu demüthiger Un-
terwerfung und zu einer Kapitulation
gezwungen, nach welcher die gewählten
Consuln vom Kaiser bestätigt werden
mußten. Aber die Mailänder weigerten
sich dessen, und der Krieg brach auf's
Neue aus.
Da zog der Kaiser 1159 mit dem
Reichsheere von ungefähr 100,000 Mann
vor Mailand, that die Krone vom Haupte
und schwur, sie nicht eher wieder auf-
zusetzen, als bis er Mailands Mauern
der Erde gleich gemacht habe. Er ver-
brannte die reichen Aehrenfelder in der
weiten Ebene und verwüstete das ganze
Gebiet im Umkreise von 7 Stunden.
Zehn Tage lang wälzte sich das Feuer-
meer um die unglückliche Stadt, welcher
nicht nur alle Zufuhr an Lebensmitteln,
sondern auch das ihr zugeleitete Quell-
wasser abgeschnitten war. Bald war in
der Stadt große Noth. Die Theuerung
und der Hunger stiegen auf's äußerste,
und das Volk verlangte mit Ungestüm
den Frieden; es rannte wüthend durch
die Straßen und forderte Erlösung. Man
mußte sich endlich auf Gnade und Un-
gnade dem Kaiser ergeben, trotz des
zwei Jahre langen Widerstandes.
Bleich und abgemagert von furchtba-
rer Noth kamen die Bürger zum Kaiser
und brachten ihm die Schlüssel der Stadt
und erhielten den Bescheid des Kaisers,
daß sie nach dem Rechte alle das Leben
verwirkt hätten, aber er wolle Gnade
für Recht ergehen lassen. Vierhundert
der vornehmsten Bürger wurden als
Geißeln zurückgehalten, die gemeinen
Krieger mit den: Befehle zurückgeschickt,
die Mauern an allen Thoren der Stadt
soweit nieder zu reißen, daß der Kaiser
mit dem ganzen Heere in breiten Co-
lonnen hineinrücken könne. Mit Bangen
und Zagen erwartete man das Urtheil
des Kaisers. Nun berief dieser einen
lombardischen Reichstag nach Pavia zu
Gericht. Dort ward die Zerstörung Mai-
lands beschlossen. Kaiser Friedrich zog
mit dem ganzen Heere in die Stadt ein
und ließ das Werk der Zerstörung be-
ginnen. Mit freudigem Jauchzen voll-
brachten die feindlichen Städte, die Mai-
land durch seinen Uebermuth gereizt
hatte, dies Werk der Zerstörung. Auf
allen Seiten erhoben sich prasselnd die
Flammen und wälzten sich von Straße
zu Straße. Krachend stürzten die Balken
und die Mauern, Hütten und Paläste
sanken in Trümmer, und endlich nach
sieben Tagen war die blühendste Stadt
Italiens mit all' ihren Thürmen, Mau-
ern und Palästen vom Erdboden ver-
schwunden. Was der Gewalt des Feuers
widerstanden hatte, das zerstörte in den
folgenden Tagen die geschäftige Men-
schenhand.
Der Kaiser zog über die Trümmer
der Stadt, gebot den Bürgern, sich an-
derswo anzusiedeln, ging dann nach
Pavia zurück und setzte jetzt zum ersten-
mal nach drei Jahren wieder die kai-
serliche Krone auf das Haupt. Während
man dort jubelte über das Glück des
Kaisers, bauten die gedemüthigten Mai-
länder in stummem Schmerz in vier offe-
nen Flecken ihre neuen Wohnungen auf.
Nach dem Sturze Mailands unter-
warfen sich voll Schrecken alle Verbün-
deten desselben dem Kaiser. So stand
dieser auf dem Höhepunkt seiner Macht
und schaute siegreich über das nieder-