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1. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 294

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
294 Iii. Geschichtsbilder. mit einem kleinen Heere, aber mit den erprobten, unter ihm geschulten Genossen seiner Siege, Italien zu, die Wünsche und Hoffnungen von ganz Oesterreich mit sich tragend. Gleich den Helden des Alterthums, kühne Unter- nehmungen liebend, bewerkstelligte er, ein zweiter Hannibal, bald nach seiner Ankunft im kaiserlichen Lager zu Ro- veredo und nach Erforschung des Ter- rains, unter unsäglichen Mühen und Beschwerden jenen ewig denkwürdigen Uebergang über die unzugänglichen Fel- sengebirge ' zwischen den trientinischen und vieentinischen Alpen, über welche weder Wagen noch Roß noch irgend ein Wanderer gekommen war. Vor keiner Schwierigkeit schreckte seine Kühnheit zu- rück, und die Truppen folgten ihm mit blindem Vertrauen auf die höchsten Alpen- gipfel. Ganz Europa erfüllte dieser verwe- gene Zug mit staunender Bewunderung. Die Franzosen aber sahen den kühnen Feldherrn beschämt und erstaunt auf den Ebenen Italiens anlangen. Ihre Stellung war verfehlt, alle ihre Pläne vereitelt, und bestürzt eilten sie aus ihren Engpässen herbei, ihm den Ueber- gang über die Etsch zu wehren. Aber Eugen schlug sie in mehreren Treffen und nahm 1702 zu Cremona selbst den französischen Marschall Villeroi ge- fangen. Mangel an Truppen, sowie Geld- noth hinderte zwar seinen Siegeslauf, aber die Furcht seiner glänzenden Thaten war, England und Holland für Oester- reichs Sache zu gewinnen. Die nächste glänzende Waffenthat in diesem Kriege vollführte Eugen in Deutschland, wo ihm nunmehr der Ober- befehl über die am Rhein und an der Mosel stehenden Truppen übertragen war. Eugen und der englische Feld- herr Marlborough, welcher mit den hol- ländisch-englischen Streitkräften in den Niederlanden stand, zwei der größten Feldherren ihres Jahrhunderts, die das Beispiel einer edlen, uneigennützigen Freundschaft boten, erkannten, daß an der Donau ein entscheidender Schlag geführt werden müsse und vereinigten daselbst ihre Truppen. Am 13. August 1704 kam es zur entscheidungsvollen Schlacht bei Höchstädt, in welcher das französisch- bayerische Heer gänzlich geschlagen wurde. Eugen selbst hatte im dichtesten Gewühl der Kämpfenden gestanden und einige Mal in Lebensgefahr geschwebt. Die Franzosen und ihre Bundesgenossen flohen gedemüthigt über den Rhein zurück. Im Jahre 1706, unter Joseph I., Kaiser Leopold's Nachfolger, vertrieb Eugen, wiederum in Italien kämpfend, die Franzosen gänzlich vom italienischen Boden und drang sogar in Frankreich bis Toulon vor. So brachte er ganz Oberitalien wieder in den Besitz des Kaisers. Auch auf dem dritten Kriegs- zuge 1707, als in den Niederlanden die Kriegsflamme mit furchtbarer Hef- tigkeit ausgebrochen war, folgte seinen und Marlborough's Waffen ein Sieg nach dem andern, von denen wir der großen Schlacht bei Oudenarde (1708) und der bei Malplaquet (1709) ausdrücklich gedenken wollen. Wenn trotzdem Oesterreich nur ge- ringe Früchte dieser Siege erntete, so lag die Schuld an der veränderten Lage der Verhältnisse, namentlich daran, daß England sich von seinem Bundes- genossen zurückzog und mit Frankreich einseitig Frieden schloß, so daß dem Kaiser nichts übrig blieb, als sich der bittern Nothwendigkeit zu fügen. Durch seine glänzenden Thaten in dem 1716 unter Kaiser Karl Vi. aus- gebrochenen abermaligen Kriege mit den Türken, welche das im Carlowitzer Frie- den an Venedig als Bundesgenossen Oesterreichs abgetretene Dalmatien und Morea wieder an sich zu bringen trach- teten, setzte Eugen seinem Waffenruhme die Krone auf. Er brachte den Türken gleich Anfangs in der blutigen Schlacht bei Peterwardein (5. August 1716) einen bedeutenden Verlust bei, und bald darauf mußten sie das Banat räumen. Im folgenden Jahre überschritt er die Donau und nahm die wichtige Festung Belgrad. Hierauf bezieht sich das allbekannte deutsche Volkslied: „Prinz Eugenius, der edle Ritter, Wollt' dem Kaiser wied'rum kriegen Stadt und Festung Belgerad u. s. w. In Serbien und die Walachei ein- dringend, eroberte er auch die meisten
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