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1. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 315

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
145. Die letzten Tage des Königs Maximilian Ii. 315 Und wenn die Priester beten den langen Klagchoral, Glüht da noch der Begeisterung, der Liebe warmer Strahl: Der war ein großer König, der war der Menschheit Held, Werth, daß ihm noch die Thräne des fernen Enkels fällt. Bei hingegangenen bedeutenden Men- schen drängt sich neben der Frage: wie haben sie gelebt? unwillkürlich auch die auf: wie haben sie geendet? Die Ge- schichte weis't uns gar viele Beispiele auf, wo ein glanzvolles und viel be- neidetes Leben mit unsäglichem Jam- mer abschloß, wobei uns das Wechsel- volle, Trügerische und Nichtige alles Irdischen recht klar vor die erschütterte Seele geführt wird. Ruhig und erhebend dagegen wird das Gemüth gestimmt, wenn wir vernehmen, wie dem Leben eines ausgezeichneten Menschen auch sein Ende entsprach, wie er den Adel seines Wesens bis zum letzten Hauche bewahrte und beim Scheiden alle Schmerzen und Schauer eines qualvollen Todes mit Muth und Ergebung überwand. Ein solches Beispiel gibt uns das Hinscheiden des Königs Maximilian Ii. von Bayern, des Herrschers mit dem besten Herzen. Auf den Rath seiner Aerzte begab sich König Maximilian im Oktober 1863 nach Italien, in dessen milder Luft er Stärkung und Erholung seiner ange- griffenen Gesundheit zu finden hoffte. Da brach der Hader um Schleswig- Holstein auf's Neue aus, und kein Ruhig- blickender konnte sich die Gefahren ver- hehlen, welche aus diesem Streite für Deutschland erwachsen würden. König Max hatte in der Schleswig-Holstein- schen Frage stets mit aller Gewissen- haftigkeit den strengen Standpunkt des Rechtes festgehalten. Auf ihn richteten sich daher bei den eingetretenen Ver- wickelungen die Blicke aller redlichen Baterlandsfreunde, nicht nur in Bayern, sondern in ganz Deutschland, und be- sonders die Blicke der Schleswig-Hol- steiner selbst. Bei der bedenklichen Lage, in welche diese Angelegenheit durch das bundeswidrige Verhalten Preußens und Oesterreichs gekommen war und bei der täglich wachsenden Aufregung in Deutsch- land wurde in Bayern der Wunsch laut, es möge der Landesvater aus Italien L. A. Frankl. zurück kehren. Sofort erklärte Maxi- milian sich zur Erfüllung dieses Wun- sches bereit, obgleich er fühlte, die Sorge für seine Gesundheit fordere noch auf längere Zeit Ruhe und milderes Klima. „Mein Volk ahnt nicht, welches Opfer ich ihm bringe. Dasmilde Klima Italiens ist mir zur Wiedererlangung meiner Ge- sundheit unerläßlich; ich fühle es, daß ich größerer Schonung bedarf, als meine Aerzte glauben," — so äußerte er zum Freiherrn v. Wendtland. Dennoch ließ er gleich nach München telegraphisch be- richten, daß er unverweilt in seine treue Hauptstadt zurück kehre, eingedenk seiner Regentenpflichten, die er stets über Alles gestellt habe. Schon am 15. Dezember kam er, vom Jnbel des Volkes empfan- gen, in München an. Mit aller Ent- schiedenheit trat er nun für die Rechte der Herzogthümer ein, und es war sein und seiner Regierung ernstestes Bestre- den, bei dem Bunde und durch den Bund die Lösung der verwickelten Streit- frage zu erzielen. Leider scheiterten seine wohlmeinenden Absichten an dem Wider- streben der beiden „Vormächte Deutsch- lands", wie sich Preußen und Oester- reich nannten. Neben der angestreng- ten und aufregenden Thätigkeit für die Sache der Herzogthümer, wie sie Maxi- milian bis zum letzten Tage seines Lebens entfaltete, mag der Schmerz über die unerquickliche Wendung derselben nicht wenig dazu beigetragen haben, daß des Königs angegriffene Gesund- heit völlig erschüttert und daß endlich jener schnelle und unerwartete Ausgang herbeigeführt wurde, welcher Bayern in so tiefe Trauer versetzte. Sonntags den 6. März fühlte der König beim Reiben der Haut mit einer Bürste, was er seit einem Jahr zu thun gewohnt war, auf der linken Seite der Brust einen oberflächlichen Schmerz und stand sogleich vom Reiben ab. Schon am Abende hatte sich an der schmerzenden Stelle eine Geschwulst ge- bildet, welche sich immer mehr und zwar
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