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1. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 345

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
158. Der Fuchs. 345 wenig. Indessen kommt ihm doch auch der Appetit; es wirft sich unter die Mutter auf die Kniee und saugt. Sie wendet den Blick zurück und leckt dem Kleinen das Fell glatt. Der Bock sieht zu. — Man kann eine Bewegung der Freude nicht unterdrücken und richtet sich auf, um die halb vom Gras verborgene Gruppe ganz zu sehen. Aber das Ge- räusch ist dem Walde fremd, die Thiere spitzen die Ohren, der Bock stampft zornig auf den Boden — das Pfeifen ertönt---------die friedliche Gruppe löst sich auf, die Rieke tritt eilig den Rückzug in's Gebüsch an, das Kitzchen trippelt hinter ihr her und der Bock, der sich vor seinem blitzschnellen Verschwinden noch einmal schnaufend umwendet, deckt die Flucht. 158. Der Fuchs. 1. Der Regen verzieht, der Wald schüt- telt die lauen Tropfen aus dem Haupt und von der Heide steigt's erfrischend und würzig in die Abendluft. In allen Schlupfwinkeln regen sich Füße und Flügel. Die Mücken beginnen ihre Tänze, die Ameisen kriechen hervor, ihre verschwemmten Straßen wieder her- zustellen, der Fink schmettert aus dem Buchenwipfel herab, der Hase schießt Kapriolen und auch der Fuchs verspürt ein heimliches Rühren. Dort lauscht er zwischen den Wurzeln einer alten Eiche; er „windet". Alles ist sicher. Mit einem Sprunge ist er vor der Thüre. Jetzt können wir ihn deutlich sehen. Wie er da steht, so vornehm- läßig, so voll Bewußtsein! Es verlohnt sich schon, ihn etwas genauer zu be- trachten, denn nichts an ihm ist unbe- deutend. Der Fuchsschädel kann für einen Musterschädel gelten: Die Stirne hori- zontal mit straffangezogener, listig glatter Stirnhaut; das Ohr scharf herausgespitzt, schiebt sich unten weiter vor, um jeden Laut zu fassen. Und die Rase! Wie viel Feinheit und Bosheit liegt in die- ser langgestreckten, geschmeidigen Spitze! Das Auge zeigt sogleich das nächtliche Ranbthier; es spielt aus Grau in Grün, liegt schief, halb in der Höhle versteckt, hat weder die Klarheit, die uns aus dem Auge des Rehes so gewinnend an- spricht, noch auch das rollende Funkeln, welches dem Katzenauge einen so eigen- thümlichen Reiz verleiht; und doch liegt unendlich viel in diesem Auge. Jetzt senkt es sich in demüthiger Ergebung oder es blickt unschuldig umher; jetzt spielt ein spöttisches Lächeln um die Lider, und jetzt wieder zuckt ein Blitz daraus hervor, spitz und giftig, als träfe uns der Stich einer Viper. Der Mund spaltet sich weit, denn der Fuchs ist ein Raubthier; die Lippen sind fein ge- schnitten und geschlossen und deuten auf Festigkeit und Selbstbeherrschung. Oeff- nen sie sich aber, dann blecken scharf und grimm die Zacken des Gebisses, die nichts Lebendes entrinnen lassen, oder es knurrt ein heiseres, hustenartiges Bellen hervor. Den schlanken Leib tra- gen schnelle Füße fast spurlos über den Boden, und stattlich schmückt ihn die buschige Schleppe. Sein Kleid schimmert roth und goldig und auf der Brust trägt er ein weißes Chemisett. So schleicht und streicht der Schlaue dahin, er schmiegt und biegt sich, ist vorsichtig, geduldig, ausdauernd, be- hende, allzeit entschlossen, ein Meister über hundert Künste, in der That werth, der Held einer Dichtung zu sein, wie sie aus dem grauen Alterthume uns überliefert und durch Meister Göthe auf's Neue in kunstmäßige Verse ge- bracht wurde. 2. Doch schauen wir uns wieder nach unserm Fuchse um. Noch immer lehnt er an seiner Thüre und scheint den Abend in süßem Nichtsthun verträumen zu wollen. Inzwischen kommen ein paar junge Füchslein neben ihm zum Vorschein. Klugforschend äugeln sie um- her, legen sich in die Sonne und trei- den allerhand Kurzweil. Das Jüngste ist noch etwas täppisch. Es fängt Gras- hüpfer und Käfer, zerzaus't ihnen die Flügel, läßt sie zappeln, schnäufelt daran
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