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1. Deutsches Lesebuch - S. 26

1844 - Hamburg : Herold
26 Er fragte sie also, was ihr fehle. „Ach, sagte sie, ich kann die Meinigen noch nicht vergessen. Hier bin ich so allein; und bei meinem Vater hatte ich eine Menge Ge- spielen und so viele Gesellschaft, als ich nur verlangte." — „Die sollst du auch hier haben, antwortete Rübezahl, und zwar, welche du willst. Warte nur ein wenig!" Er ging darauf fort in den Garten, zog ein Dutzend Rüben aus einem Beete, legte sie in ein zierliches Körb- chen, trat damit vor die Prinzessin hin, und sagte: „Zn diesem Körbchen ist alles, was du wünschest. Nimm diesen Zauberstab, und berühre damit die Rüben, so werden sie die Gestalt bekommen, welche du haben willst." Die Prinzessin machte sogleich die Probe, ob ihr diese Schöpfung gelingen würde. Indem sie mit dem Stabe eine Rübe berührte, nannte sie den Namen ihrer liebsten Freundinn, Brinhild. Zm Augenblick war Brinhild da, fiel der Prinzessin zu Füßan, küßte ihre Hände und benetzte sie mit Freudenthränen. Erstaunen und Entzücken ergriff die Prinzessin, als sie ihre geliebte Brinhild wieder sah, und sie wußte erst keine Worte zu finden, ihre Empfindun- gen auszudrücken. Sie ergriff ihre Freundin bei der Hand, umarmte sie zärtlich, und erzählte ihr in aller Kürze ihr Schicksal. Dann führte sie dieselbe in dem Pattaste und in dem Garten umher, und zeigte ihr die Wunder von Schön- heit, welche Rübezahl hieher gezaubert hatte. Da die erste Probe so gut ausgefallen war so beschloß die Prinzessin, vermittelst des Stabes, auch die andern Rüben zu beseelen, und ihnen die Gestalt der Jungfrauen zu geben, die vormgls zu ihrer Bedienung bestimmt gewesen waren. Dies geschah; es blieben aber noch zwei Rüben übrig, von denen sie die eine in eine schöne Cyperkatze, und die andere in ein niedliches Hündchen verwandelte. Nun hatte sie beinahe ihren ganzen vorigen Hofstaat wieder zusammen, und lebte einige Wochen lang in der ge- wohnten Gesellschaft recht glücklich. Doch bemerkte sie nach und nach mit Betrübniß eine Veränderung in der Gestalt der Jungfrauen; ihre Gesichter wurden blaß, ihre Glieder fingen an hinzuwelken, und sie zehrten sichtbar ab, ob sie gleich immer recht gut aßen und tranken. An einem Mor- gen, als die Prinzessin erwachte, und ihren Dienerinnen mit der Glocke das Zeichen gab, daß sie kommen, und sie ankleiden sollten, wackelte ein halbes Dutzend alter Mütter-
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