1844 -
Hamburg
: Herold
- Autor: Straus, Carl
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Hamburg
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Unterdessen hatte Rübezahl Dtnte, Feder und Papier
herbeigeholt, und schien gar nicht darauf zu achten, wie viel
Geld Veit nehme. Dieser schrieb den Schuldbrief, und
überreichte ihn dem Geiste, der ihn dann in einen eisernen
Kasten schloß. Hierauf wurde Veit mit folgenden Worten
entlassen: „Geh hin in Frieden; aber vergiß nicht, daß du
mein Schuldner bist! Merke dir den Eingang zu diesem
Felsen, und bringe mir nach drei Jahren das Geld nebst
Zinsen zurück! Ich bin ein strenger Gläubiger; sorge also,
daß du Wort halten kannst." — Veit versprach das mit
einem treuherzigen Handschlage, und ging.
Als er ins Freie kam, sah er sich auf allen Seiten
um, damit er die Gegend wieder finden könnte, und dann
eilte er fröhlich nach Hause. Vor der Thüre schrien ihm
schon die Kinder entgegen: „Vater bringst du Brot? Uns
hungert sehr!" Er nahm sie freundlich bei der Hand, und
trat mit ihnen in die Stube. Da erwartete die Frau ihn
mit banger Ungewißheit; bald aber merkte sie an seinen Die-
nen, daß er ihr gute Nachricht 511 geben hätte. Er grüßte
sie herzlich, und sagte: „Deine Vettern sind brave Leute;
sie haben mich gut aufgenommen, und mir den gewünschten
Vorschuß gegeben. Geschwind koche den Kinderchen einen
Brei! Hier ist ein Sack mit Grütze und Hirse, den ich unter-
weges gekauft habe// Die Frau that sich nicht wenig zu
Gute auf ihre reichen Verwandten, und sreuete sich über
ihren glücklichen Einfall, sie um Hülfr anzusprechen. Veit
aber sagte: „Der Vetter, welcher mir das Geld lieh, ermahnte
uns zum Fleiße, daß wir ihm zur bestimmten Zeit Geld und
Zinsen bezahlen könnten. Wohlan, laßt uns thätig sein, und
uns unsre Kräfte anstrengen!"
Von Stunde an dachten sie darauf, wie sie das ge-
borgte Geld am besten anwenden könnten. Veit kaufte
Vieh und ein Stück Acker; dies bewirthschafteten sie im
ersten Jahre so gut, daß sie im folgenden noch ein anderes
dazu kaufen konnten. Den Gewinn von beiden legten sie
im dritten Jahre aufs Neue an, um ihr Gut zu vergrößern.
Es war ein besonderer Segen in Rübezahls Gelde; denn
Alles, was Veit unternahm, gelang ihm. Am Ende des
dritten Jahres, als der Tag der Zahlung kam, stand Veit
ges Morgens früh auf, weckte Weib und Kinder, sagte ih-
nen, sie sollten ihre besten Kleider anziehen, und zog auch
selbst seinen Sonntagsrock an. Dann ließ er seinen Hans
Stranö Minderst-. 2tcr Th. 3