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1. Deutsches Lesebuch - S. 78

1844 - Hamburg : Herold
78 Fall ist. Man sagt ihr Name sei von schweifen entstan- den, weil dieses Volk die besondere Neigung gehabt haben soll, öfters mit seinen Wohnorten zu wechseln. Zu ihnen ge- hörten unter andern die Longobarden, wovon ein Theil des nördlichen Italiens noch jetzt den Namen Lombardei führt, und das mächtige Volk der Mar ko manen. Im nordwest- lichen Deutschland war der zweite Hauptstamm des deutschen Volks verbreitet: Die Sachsen. Sie trugen ihr Haar auf dem Scheitel getheilt, an beiden Seiten des Hauptes herabhängend; zu ihnen gehörten unter andern die Cherus- ker, deren Wohnsitze vornamlich am Harze lagen, und die Sassen am östlichen Ufer der Niederelbe. Von allen Deutschen wird erzählt, daß sie einen starken Körperbau hatten; sie waren groß gewachsen, und dabei ge- wandt in Leibesübungen. Das Uebersteigen hoher Berge, das Durchschwimmen reißender Flüsse hatte für sie keine Schwierigkeit; über sumpfigen Boden und auf schlüfrigen Wegen gingen sie mit sichern und leichten Schritten. Sie achteten nicht der damals im deutschen Vaterlande noch herrschenden Kälte, nicht des strömenden Regens, noch des dichten Schneegestöbers, wenn sie auf der Jagd waren, oder in den Krieg zogen. Der rauhen Luft gewohnt, war ihnen ein warmes Klima weniger zuträglich, ebenso wie sie auch dem Durste eher erlagen als dem Hunger. Als hervorstechende äußere Kennzeichen der Völker deutschen Stammes werden blaue Augen und blonde Haare genannt. Zn einem solchen starken, abgehärteten, gesunden Körper wohnte ein muthiger, kühner Geist, der Gefahren eher aufsuchte, und eine größere Freude daran fand, sie zu bestehen, als sich vor ihnen zu fürchten, und sie zu meiden. Feigheit galt für große Schande, Tap- ferkeit aber gereichte zu hohem Ruhme, daher auch ein kriegerischer Sinn ihnen allen eigen war. Damit verbanden sie eine unbegränzte Freiheitsliebe, so daß sie sich der Ge- walt eines einzelnen Herrschers, selbst wenn er aus ihrem eignen Stamme war, nur ungern unterwarfen; daher wohn- ten sie auch nicht beisammen in Dörfern oder Städten, sondern jeder freie Mann für sich allein auf seinem eigenen Hofe. Gegen Sklaverei hegten sie großen Abscheu, und Weben daher auch von den Lastern frei, die daraus 511 entste- hen pflegten, von niedrer Schmeichelei, Hinterlist, Verrath, Wortbrüchigkeit; der Deutsche hielt sein gegebenes Wort treu und unverbrüchlich; er ehrte das Eigenthum Minderer, übte
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