1844 -
Hamburg
: Herold
- Autor: Straus, Carl
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Hamburg
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Gastfreundschaft gegen jedermann, und blieb dem Freunde
treu bis in den Tod. Indessen war er auch hefti-
ger Leidenschaften fähig; der Zorn übermannte ihn oft, und
Trunk und Spiel sind Laster, die schon in frühern Zeiten
von den Deutschen geübt wurden, was freilich damals mit
dem Mangel an geistiger Bildung in etwas entschuldigt wer-
den konnte.
Die größtentheils einzeln liegenden kunstlosen Wohnungen
der Deutschen waren von der Feldmark nmgeben, die dazu
gehörte, und von einem Gehege eingeschlossen. Die Männer
beschäftigten sich am liebsten, wenn sie nicht in einem Kriege
begriffen waren, mit der Jagd der Bären, Wölfe, Urochsen,
Rehe, Hirsche, Elenthiere, wilden Schweine u. s. w., welche
-in den deutschen Wäldern in großer Menge vorhanden wa-
ren. Mit den zubereiteten Fellen dieser Thiere bekleideten
sie sich; da sie oft die Hörner und Geweihe daran ließen,
so daß diese auf ihren Köpfen prangten, so gab ihnen das
ein furchterregendes Ansehen. Auch ihre Lagerstätten be-
deckten sie mit Thierfellen, und das Fleisch der gejagten
Thiere dience ihnen zur hauptsächlichsten Nahrung; diejeni-
gen Deutschen, die ihre Felder von andern bebauen lassen
konnten, hielten Krieg und Jagd für die einzige, den Män-
nern würdige Beschäftigung; viele andere baueten atich den
Acker, trieben Viehzucht, Fischerei und an der Gränze auch
etwas Handel, doch liebten sie vornämlich, in Waffenthaten
sich hervorzuthun. Die Frauen spannen und webten Leine-
wand zur Kleidung, besorgten das Hauswesen, führten die,
Aufsicht über die kleinen Kinder, und fanden in diesem ein-
fachen Wirkungskreise ihr Glück und ihre Freude. Außer
dem Fleische der Thiere genossen sie das Brot, welches sie
aus Gerste und Hafer bereiteten; aus Gerste braueten
sie Bier, welches außer dem Wasser das allgemeinste Ge-
tränk war; auch Meth zu bereiten, wozu ihnen die wilden
Bienen den Honig lieferten, verstanden sie.
Alle Deutsche waren entweder Freie oder Leibeigne.
Unter den Freien gab es wieder solche, die ein bedeutendes
-Grundeigenthum besaßen, welches sie oft wieder, in kleinere
Theile zertheilt, an andere Freie zur Bebauung überließen,
die ihnen dafür einen Theil des Ertrages geben mußten.
Jene nannte man edle Freie, diese gemeine Freie;
doch fand weiter kein Unterschied unter ihnen statt, außer
der, den das größere oder geringere Grundeigenthum unter