1844 -
Hamburg
: Herold
- Autor: Straus, Carl
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Hamburg
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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ward; Ludwig erhielt Deutschland, und Karl, der Kahle
genannt, Frankreich. So war nun die große fränkische
Monarchie in drei getrennte Theile gesondert, und seit die-
ser Zeit ist sie nie mehr auf längere Zeit wieder vereinigt
worden. Lothar ging in ein Kloster, und sein Geschlecht
starb früh aus. Die Erbschaft theilten Ludwig und Karl.
Diese Streitigkeiten der Nachfoiger Karls des Großen ver-
anlaßten besonders zwei Uebclstände. Zunächst ergriffen die
an den Gränzen des Reichs wohnenden Völker, besonders
die Slaven, die Gelegenheit, ihren langgehegten Groll gegen
die Franken, und ihre Abneigung gegen das Christenthum
durch die That zu zeigen. Sie fielen aufs Neue in das
fränkische Reich ein, und verwüsteten die Gränzen desselben
mit Feuer und Schwert, wobei viele Einrichtungen und Stif-
tungen Karls des Großen zertrümmert wurden. Dazu ka-
men andere Feinde, die bei Lebzeiten des großen Kaisers es
nicht gewagt hatten, den Fuß auf den Boden seines Reiches
zu setzen, die Normannen. Dieses wilde, kriegerische Volk
wohnte in Norwegen, doch benennt man auch die Schweden
und Dänen mit diesem gemeinschaftlichen Namen. Zhc
rauhes Vaterland befriedigte, bei zunehmender Bevölkerung,
nicht hinlänglich ihre Bedürfnisse, daher verließen es viele,
um sich Beute zu erwerben. Zu diesem Ende fuhren sie mit
ihren Schiffen nach den Küsten Frankreichs, Deutschlands
und Englands, raubten so viel sie konnten, und kehrten dann
wieder heim. Dieß lockte auch andere aus Kriegslust und
Beutedurst ähnliche Züge zu unternehmen, wie denn auch
endlich durch innere Streitigkeiten lind den hier wohnenden
kleinen Königen, mancher Prinz genöthigt ward, mit seinen
Anhängern und Gefährten die Heimath zu verlassen, und
sich ein neues Vaterland zu suchen. Bald wurden die küh-
nen Segler den Küstenländern furchtbar. Sie drangen ver-
mittelst der großen Flüsse, die sich ins Meer ergossen, z. B.
der Seine, des Rheins, der Elbe, tiefer in die Lander ein,
denen sie eine furchtbare Plage wurden. So geschah es in
Frankreich, daß Karl der Einfältige, zu schwach die Norman-
nen zu verjagen, es vorzog, ihnen einen Theil seines Reichs,
von den neuen Besitzern die Normandie genannt, jedoch
unter seiner Oberherrschaft, zu überlassen $11). Der Anführer
der Normannen, Rollo, nahm in der Taufe den Namen Robert
an, und war der erste Herzog der Normandie. — Deutsch-
land wurde, ausser von Normannen und Slaven, noch von