1844 -
Hamburg
: Herold
- Autor: Straus, Carl
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Hamburg
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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büßen zu können. Nimmt mein dieß alles zusammen, so wird
man sich nicht verwundern, daß die Anzahl der Kreuzfahrer
bald über Hunderttausend wuchs; das große, wohlbewasinete
Heer, welches sich in Frankreich versammelte, und Gott-
fried von Bouillon, Herzog von Lothringen zum Anfüh-
rer erwählt hatte, zahlte allein '80000 Fnßsoldaten und 10000
Reiter. Außerdem hatten aus verschiedenen Ländern sich zahl-
reiche Haufen zusammen gerottet, um nach Jerusalem zu zie-
hen, von denen aber die meisten nicht einmal Asien erreichten.
So war auch Peter von Amiens schon im Frühjahr 1096
mit einem Heere ausgezogen. Dasselbe war aber schlecht
bewaffnet, ohne Netterei, ohne Geld, und bestand größten-
theils aus entlaufenen Leibeigenen, und aus solchen Leuten,
die zu ihrer Ausrüstung nur wenig verwenden konnten. Nur
acht Ritter gesellten sich ihm bei, wovon der Eine, Walther
von Habenichts, durch seinen Namen den Zustand des ganzen
von ihm angeführten Heeres bezeichnete. Der ungeordnete
Haufe dieser Kreuzfahrer beging besonders in Ungarn so
viele Ausschweifungen und Räubereien, daß die Einwohner
sich bewaffneten, um die wilde Horde, die ärger als eine
Landplage die Länder verheerte, durch welche sie zogen, zu
verscheuchen. Mit genauer Noth gelangte der kleinste Theil
dieses Heeres bis nach Constantinopel, von wo sie nach Asien
überschifft wurden; hier begannen sie, ohne Plan und Ein-
sicht die Feindseligkeiten mit den Türken, die denn auch fast
alle tödteten, auch Walther fand hier seinen Tod, und nur
mit dreitausend Mann flüchtete Peter nach Constantinopel
zurück. Drei andere Heere Kreuzfahrer erreichten nicht ein-
mal diese Stadt, sondern erlagen den Angriffen der, wegen
ihrer Plünderungssucht gegen sie erbitterten, Einwohner der
Länder, durch welche sie zogen, so daß 200,000 Kreuzfahrer
schon das Leben verloren hatten, ehe der verabredete Kreuz-
zug wirklich begann.
Gottfried von Bouillon war an dem bestimmten Tage
mit seinem Heere aufgebrochen, durchzog in der besten Ord-
nung die von den frühern Kreuzfahrern so sehr heimgesuch-
ten Länder, und brachte dadurch den Namen seiner Krieger
wieder zu Ehren. Die übrigen Fürsten zogen durch Italien;
alle vereinigten sich aber vor Nicäa, der ersten bedeutenden
Stadt, welche die Türken in Asien besaßen. Das versam-
melte Kreuzheer zählte hier über 100,000 wohlgerüstete
Reiter und noch einmal so viel Fußvolk; rechnet man nun