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1. Deutsches Lesebuch - S. 157

1844 - Hamburg : Herold
157 seinem Freunde, Hieronymus von Prag, weil ihm die Verbreitung der Wahrheit am Herzen lag, und er sein Le- den durch einen kaiserlichen Geleitsbrief, wie er meinte, ge- schützt sah. Dessenungeachtet ward er, bald nach seiner Ankunft in Kostnitz, ins Gefängniß geworfen, und obgleich er sich zwar vor dem Kaiser und der Kirchenversammlung vertheidigen durfte, so wurde doch auf seine Vertheidigung weiter nicht gehört, sondern ihm befohlen, seine Ketzereien zu widerrufen. Als er diesen Widerruf, trotz des harten Gefängnisses, wodurch man ihn dazu zwingen wollte, nicht leistete, ward er zum Tode verurtheilt und am 6. Juli 1415 lebendig verbrannt; seine Asche ward in den Rhein geworfen. Er starb mit großer Freudigkeit und standhaftem Muthe; seine letzten Worte waren Gebete für seine Feinde. Ein gleiches Schicksal hatte bald darauf sein Freund Hieronymus. Nur mit Widerwillen hatte der Kaiser seine Zustimmung zu dieser Verurtheilung, wodurch er sein Wort brach, gegeben; er glaubte indeß seine bei dieser Gelegenheit bewiesene Nach- giebigkeit gegen die Geistlichen würde diese zur Erfüllung seiner Wünsche geneigt machen, auch hielt er selbst Huß ge- wiß für einen gefährlichen Ketzer; aber jene Hoffnung ward nicht erfüllt, und er hatte umsonst die Schande der Wort- brüchigkeit auf sich geladen. Die Nachricht von dieser Ge- waltthat veranlaßte eine unbeschreibliche Aufregung in Böh- men. Hußens Anhänger, Hussiten genannt, vereinigten sich; sie verlachten die Drohungen der kostnitzer Kirchenvcr- sammlung tind deren Bannflüche, und verlangten von ihrem Könige Wenzel freie Religionsübung, welche ihnen auch in zwei Kirchen eingeräumt wurde. Nach dem Tode dieses - Königs hatte Siegismund Ansprüche auf die Krone, allein die Böhmen wollten einen solchen Regenten, den sie der Treulosigkeit beschuldigten, nicht, und er wollte den Hussiten die schon zum Theil gestattete freie Religionsübung nicht ge- währen. So entstand der Hussitenkrieg, der von 1420 bis 1436 mit großer Grausamkeit geführt ward. An der Spitze der Hussiten zeichnete sich der einäugige Johann Ziska, ein böhmischer Ritter, durch seine Tapferkeit, aber auch durch seine Wildheit aus. Er machte die Festung Tab o r zu seinem Waffenplatze, daher sich ein Theil der Hussiten auch Taboriten nannte, und wüthete von da aus gegen die katholischen Kirchen und Kloster, so wie auch gegen die katholisch gesinnten Böhmen. Er starb zwar schon 1422,
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