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1. Deutsches Lesebuch - S. 168

1844 - Hamburg : Herold
168 sten war für seine Sicherheit gesorgt. Bei seiner Abreise (am 4. April) geleiteten ihn viele seiner Freunde und Schü- ler mit Thränen, denn sie glaubten, ihn nicht wieder Zu se- hen; an den Orten, wodurch er reifete, lief alles zusammen, um ihn zu sehen, aber überall rieth man ihm ab weiter zu reisen; Luther aber ließ sich nicht schrecken, sondern erklärte: „Wenn auch in Worms so viel Teufel wären, wie Zrcgel auf den Dächern, so will ich doch hinein." Von dieser wüthi- gen, gottvertrauenden Gesinnung zeuget auch das von ihm auf diesem Wege gedichtete, herrliche Lied: „Eine feste Burg ist unser Gott, eine gute Wehr und Waffen." Am 16. April kam Luther in Worms an, und ward daselbst mit großem Aufsehn empfangen. Viele Ritter und Herren waren ihm entgegen geritten, Tausende von Menschen erfüllten die Stra- ßen, um ihn zu sehen, und die Fenster, ja die Dächer der Häuser in den Gassen, durch welche er fuhr, waren eben- falls mit vielen Menschen erfüllt. Am folgenden Tage ward Luther in die Reichsversammlung geführt; jetzt war das Gedränge so groß, daß die kaiserliche Leibwache nicht im Stande war, ihm einen Weg zu bahnen, fonbern ihn durch Gärten und kleine Gäßchen zum Bischofshofe führte. Zm Vorzimmer des Saales umringten Luther viele seiner Freunde, die ihre Besorgnis' um ihn nicht verhehlten, ihn aber mit Gewalt zu befreien versprachen, wenn ihm ein Leids gesche- hen sollte; ein alter Feldhauptmann des Kaisers näherte sich ihm, und sprach: Mdnchlein, Mönchlein, du gehst euren so schweren Gang, wie ich und viele andere Hauptlcute in so vielen Schlachten nicht gegangen sind,, bist du aber deiner Sache gewiß, so wird der Herr dich nicht verlassen. Als nun Luther in den Saal trat, wandten sich aller Augen auf ihn, selbst der Kaiser sah ihn mit durchdringenden, aber nicht unfreundlichen Blicken an. Luther ward aber durch den Anblick so vieler Fürsten und Herren, so wie des Kai- sers, der als der erste Herrscher in der Christenheit ange- sehen werden konnte, in einige Verlegenheit versetzt. Als nun gefragt ward, ob er die ihm namentlich genannten Schriften für die von ihm verfaßten anerkenne, und ob er die darin enthaltenen Lehren widerrufen wolle, ge- dachte er, es könnten doch wohl Irrthümer darin ent- halten sein, und bat sich daher Bedenkzeit aus, um seine öffentlich ausgesprochenen Lehren noch einmal zu prüfen. Dieß ward ihm auch bewilligt, und er brachte nun die ganze
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