1828 -
Soest
: Nasse
- Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Konfession (WdK): gemischt konfessionel
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Der Skier hat Hörner, um sich damit zu vertheidigen,
der Mensch aber nicht; die Katze hat einen Pelz, welcher
sie vor der Kälte bewahrt, der Mensch aber nicht; die Katze
kann klettern, der Vogel fliegen, der Fisch anhaltend und
unter der Oberfläche des Wassers schwimmen, der Mensch
aber nicht; und doch weiß sich der Mensch immer zu
helfen, weil er eine Seele hat, welche viele Dinge ver-
gleichen und unterscheiden, welche urtheilen und
schließen kann. Daher kommt es auch, daß der Mensch
genöthigt ist, nachzudenken; die Thiere aber nicht.
Der Mensch hat Hände, mit welchen er viel Nützliches
und Schönes verfertigen kann. Mit ihnen kann er schrei-
den, schnitzen, nähen, drechseln, die Pferde regieren, säen,
ernten u. s. w. Wenn ein Thier auch so klug, wie ein
Mensch wäre, so würde ihm seine Klugheit ohne Hände
nichts helfen, und er würde seinen Zustand wenig verbes-
sern können. — Das Thier must sich mit seiner Kraft be-
gnügen; der Mensch aber kann durch sein Nachdenken
Werkzeuge und Maschinen erfinden und mit seinen Hän-
den verfertigen, mit welchen er seine Kräfte überaus
vermehren kann. Mit der Wagenwinde, nüt dem Hebet,
mit der Rolle und andern Werkzeugen kann er die größ-
ten Lasten heben; mit der Flinte kann er die stärksten
Thiere bezwingen; auf Schiffen wandelt er über das
Meer; mit dem Luftballon fährt er in die Lnft. Er baut
sich feste Wohnungen, worin er sich gegen wilde Thiere,
Kälte, Hitze, Regen und Wind schützt. Er sichert sich
durch Dämme gegen Uebcrschwcmmungen, und durch
Gewitterableiter gegen den Blitz.
Viele Thiere können zwar einen Laut von sich geben
und schreien; aber sie können diesen Ton nicht durch
Zunge, Zähne und Lippen vielfach abändern. Der
Mensch kann die Töne im Munde durch die Sprachwerk-
zenge zu Worten bilden und sprechen. Durch die
Sprache geben wir Andern unsre schmerzlichen und unsre
angenehmen Empfindungen zu erkennen.
Wenn die Menschen sprechen, so denken sie sich etwas
dabei, und suchen dem, mit welchem sie sprechen, ihre Ge-
danken durch vernehmliche Laute zu verstehen zu geben.
Wenn ein Mensch spricht, und andere Menschen
ihn