1828 -
Soest
: Nasse
- Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Konfession (WdK): gemischt konfessionel
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mir einmal: Welches ist das Leder, und welches das
Holz? K. Das hier ist Leder und das dort Holz. V. Wo-
her weißt Du es denn? K. Weil Du es mir gesagt hast.
V. Diese Antwort taugt nicht. W?nn Du einmal anderswo
Holz und Leder beisammen liegen siehst, und Niemand da
ist, der es Dir sagen kann, so wirst Du nicht wissen,
was Holz und was Leder ist. Du mußt Dir selbst
Kennzeichen machen, selbst an jedem Körper Etwas mer-
ken, wodurch Du ihn kennen und von dem andern un-
terscheiden kannst. Sieht denn das Leder gerade so aus,
wie das Holz, und das Holz, wie das Leder? K. Nein!
das Leder sieht braun aus und das Holz weiß. V. Du
machst Dir also hier die Farbe zum Kennzeichen, woran
Du diese beiden Körper unterscheiden willst. Aber, findest
Du denn dieselbe braune Farbe allezeit bei dem Leder und
die weiße Farbe allezeit bei dem Holze? Verstehst Du das
nicht, so will ich Dich anders fragen. Sieht denn alles
Leder braun, und alles Holz weiß aus? K. Nein! V. Also
kannst Dll auch das Leder nicht daran kennen. Die
braune Farbe ist keine Eigenschaft des Leders und die weiße
keine Eigenschaft des Holzes, weil man sie nicht allezeit bei
diesen Körpern antrifft. Hier will ich Dir ein paar andere
Stücken zeigen: sie sehen beide weiß aus. Nun wirst Du
nicht wissen, welches Holz und -welches Leder ist. Aber
nimm sie einmal in die Hand; vielleicht findest Dn etwas
andres, woran Dn sie kennen kannst. Greift sich denn
das Holz eben so an, wie das Lever? K. Nein, das Holz
ist hart, und das Leder ist weich. V. Das ist schon besser.
Ich will Dir es aber noch genauer zeigen. Siehe, das Leder
kann ich beugen (es ist geschmeidig), aber das Holz nicht.
Eben dieses findest Dn wenigstens bèi den meisten Arten
des Leders, cs mag braun, weiß, roth oder schwarz sein.
Es ist also eine Eigenschaft des Leders, daß es sich beu-
gen läßt. Siehe einmal Deinen Bruder an. Er sieht
filzt blaß aus; aber sicht er allezeit blaß ans? K. Nein!
V. Also ist auch die Blässe des Gesichts nicht seine Eigen-
schaft, weil sie sich nicht zu aller Zeit bei ihm findet. Dn
kannst Dir folglich auch die blasse Farbe nicht zu einem
Kennzeichen Deines Bruders machen. Aher wie sehen
seine Haare aus ? K. Schwarz. V. Hat er allezeit schwär-