1828 -
Soest
: Nasse
- Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Konfession (WdK): gemischt konfessionel
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war stolz geworden auf seine vielen Triumphe, und es
traute leichtgläubig dem Worte seines Führers, daß nur
auf Augenblicke sich der Himmel für ihn verfinstert hätte,
und glaubte nicht an deutschen Muth und an deutsche
Kraft; nicht daran, dctß in dem Herzen jedes Volks der
Uebcrdruß des ewigen Drucks durch die Hand der Fremd-
linge kochte. Er iah nur seine neuen geübten Schaaren
über den Rhein strömen, und die vielen Festen, welche
in Deutschland und Frankreich von ihnen besetzt waren,
und wußte nicht, daß ergrimmte Völker vor keiner Maucp
und keinem Walle erbeben.
Der Hilfshaufe, den Preußen gegen Rußland hatte zie-
hen lassen müssen, stand fast unverletzt an Preußens Gränze
und gab jetzt das erste Zeichen des Abfalls von Frank-
reich ; denn ihr General steckte sein Schwerd gegen die Rus-
sen in die Scheide und wartete darauf, bis sein König
ihm beföhle, es gegen Frankreich zu ziehen. Die Russen
drangen vor der Preußischen Schaar vorbei, auf die Franzo-
sen los, die sich von den Preußen gedeckt glaubten, und be-
freiten bald das jauchzende Berlin von den lästigen Gästen;
aber Preußens König war hin nach Schlesien gezogen, und
da er sein Volk kannte, vertraute er demselben, und rief
ihm zu: Das Vaterland ist in Gefahr! Preußens Jugend
rüste sich freiwillig zum Kampfe! — Das Volk ehrte das
Vertrauen auf die rühmlichste Weise. Noch konnte das
große Wort : Krieg gegen Frankreich! — nicht ausgespro-
chen werden, aber jeder deutete richtig jenen Aufruf, und
zu vielen Tausenden strömten die Jünglinge herbei, um
die freiwilligen Reihen zu bilden. Aus Berlin allein ka-
men 10,000. Endlich am 17. März 1813 erklärte der
König im frommen Vertrauen auf Gott und mit königli-
chem Muthe den Krieg. „Nichts bleibt uns übrig", sprach
er, „als ein ehrenvoller Friede und ein ruhmvoller Unter-
gang. Im vorigen Kriege unterlagen wir der Uebermacht
Frankreichs, aber der Friede mit ihnen schlug uns tiefere
Wunden, als selbst der Krieg; denn das Mark des Lan-
des wurde vom Feinde ausgcsogen, der im Lande stehen
blieb, und alle Gewerbe des Friedens — der Ackerbau, der
Handel und die Betriebsamkeit der Städte wurden gelähmt.
Gehen wir unter — wir gehen mit Ehre unter; doch wir
vertrauen auf Gott und unsere gerechte Sache." Die«