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1. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 12

1854 - Münster : Aschendorff
12 der Bruder, du hast ja vorhin so gehungert. Ach, Karl, ich kann nicht, erwiederte Anna; mich dauert das arme Kind, ich will es ihm geben. Das wollte ich eben auch, sprach Karl, dann kannst du das deine behalten. Da jedes dem armen Kinde das seinige geben wollte, so reichten sie endlich beide ihr Brödchen dem Kinde. Und dieses nahm freundlich dankend die Gaben an. Da sahen sie die Mutter heimkommen, welche einen schö- nen Christbaum in der Hand trug. Die Geschwister sprangen fröhlich hinaus. Freuet euch nur nicht zu früh, sagte die Mut- ter; da bring ich zwar den Baum, aber weder Aepfel noch Nüsse. Die gute Frau Pathe war ausgegangen, und kommt erst spät zurück. Nur ein Paar Kreuzer Spinnerlohn habe ich geholt, allein das wird uns kaum genug Brod für das Fest geben. Aber was seh' ich dort? fragte sie eintretend. Wem gehört das fremde Kind? — Ach Mutter, sagte Karl, es fror und hungerte so sehr, da hab' ich es in die Stube geführt.— Das war brav von dir, erwiederte die Mutter. Das fremde Kind verlangte nun nach seinem Vater. Sie gaben ihm ein warmes Kleid und ein Mützchen. Das Kind lächelte und dankte. Karl begleitete es noch eine Strecke Weges. Als er zurückgekommen war, reichte ihnen die Mutter einige Schnitte schwarzen Brodes. Die schmeckten ihnen jetzt, als seien sie mit dem schönsten Honig belegt. Unterdessen kümmerte es die Mutter, wo sie wohl etwas an den Christbaum hernehmen könne. Die Kinder wurden zu Bette gebracht. Alsdann suchte sie einige Wachslichtlein vom vorigen Weihnachtsabend hervor, und band diese mit zwei Brezeln und einigen Birnen in die Zweige. Gesegne es Gott! sagte sie leise. Ich habe nichts Besseres. Als nun am Morgen das feierliche Glockengeläute das hei- lige Christfest verkündete, sprangen Karl und Anna hurtig von ihrem Lager auf, denn sie sahen durch die Spalte der Thür ein helles Weihnachtslicht schimmern. Das Christkind ist da, riefen beide, und eilten in die Stube. Da stand der Weih- nachtsbaum mit zahllosen Lichtern bekränzt, und rothe Aepfel und goldene Nüsse hingen in solcher Fülle daran, daß die Aestlein fast brachen. Ganz oben strahlte aber ein funkelnder
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