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1. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 34

1854 - Münster : Aschendorff
34 zwei letzten Groschen aber, die ich verschenke, ernähre ich aus brüderlicher Liebe meine beiden armen und kränklichen Schwe- stern. Der König war sehr vergnügt über den braven, edlen Landmann, der mit aller Anspruchlosigkeit und heiterer Laune von der Verwendung seines Lohnes gesprochen hatte, und be- zeigte ihm seine herzliche Zufriedenheit. Nach einigen Tagen wurde ihm dann bekannt gemacht, daß der König durch ein kleines Zahrgeld ihm bcistehen wollte, seine sonderbaren Schulden zu vergringern und sein Kapital für Zeit und Ewigkeit zu vermeh- ren. Da erst erfuhr der gute Mann, wer mit ihm geredet hatte. 46 Schäme dich deiner Eltern nicht. In dem Negimente des berühmten, von Friedrich dem Großen hoch geehrten Generals von Ziethen stand auch ein Rittmeister, mit Namen Kurzhagen. Er war klug, tapfer und statte ein kindliches Gemüth. Seine Eltern waren arme Land- leute im Mecklenburgischen. Mit dem Verdienstorden auf der Brust rückte er nach Beendigung des siebenjährigen Krieges in Parchim ein. Die Eltern waren von ihrem Dörfchen nach der Stadt gekommen, um ihren Sohn nach Jahren wieder zu sehen, und erwarteten ihn auf dem Markte. Wie er sie erkannte, sprang er rasch vom Pferde und umarmte sie unter Freudenthränen. Bald darauf mußten sie zu ihm ziehen und aßen allezeit mit an seinem Tische, auch wenn er vornehme Gäste statte. Einst spottete ein Offizier darüber, daß Bauern bei einem Rittmeister zu Tische säßen. „Wie sollte ich nicht die ersten Wohlthäter meines Lebens dankbar achten?" war seine Ant- wort. „Ehe ich des Königs Rittmeister wurde, war ich schon viele Jahre ihr Kind." Der brave General von Ziethen störte von diesem Vorfalle, und bat sich selbst nach einiger Zeit mit mehreren Vornehmen bei dem Rittmeister zu Gaste. Die Eltern des Letztern wünsch- ten diesesmal selbst, nicht am Tische zu erscheinen, weil sie sich verlegen fühlen würden. Als man sich setzen wollte, fragte der General: „Aber Kurzhagen, wo sind Ihre Eltern? Ich denke, sie essen mit Ihnen an einem Tische." Der Rittmeister läcbelte und wußte nicht sogleich zu antworten.
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