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1. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 61

1854 - Münster : Aschendorff
61 dort nicht. Nicht weit von der Stadt wohnte eine arme Wittwe auf einem Dorfe; die war krank und schickte, da es im Hause an Holz mangelte, ihre beiden Knaben mit einem Schlitten hinaus in den Busch. Von diesen Knaben war der ältere noch nicht zwölf, der andere erst acht Jahr alt. Als sie mit ihrem Schlitten an der Kirche vorüber kamen, sagte der Jüngere: Janko, mir ist wunderlich zu Muthe; es ist mir, als wenn uns ein Unglück bevorstände. Laß uns erst in die Kirche gehen. Der Aeltere antwortete: Ich bin auch dabei. Mir hat auch diese Nacht wunderbares Zeug geträumt; ich weißes aber nicht deutlich mehr, nur daß ich blutete. Sie ließen also ihren Schlitten an der Kirchthür stehen, gingen hinein und beteten. Dann fuhren sie weiter und waren recht wohlgemuth, ob sie gleich einmal über das andere tief in den Schnee fielen; und dürres Holz fanden sie auch in Ueberfluß. Und schon waren sie beschäftigt, es auf dem Schlitten zusammenzulegen und fest zu binden, als sie in der Ferne zwei Wölfe erblickten, die in gerader Richtung auf sie zu liefen. Ihnen zu entrinnen, war unmöglich; ein Baum, auf den sie hätten steigen können, war nicht in der Nähe; denn rings umher war nur Buschholz, und was würde ihnen auch der höchste Baum geholfen haben? Die Wölfe hätten dabei Wache gehalten, und sie hätten verhungern müssen. Was thun sie also in dieser Noth? Der Aeltere, ein entschlossener Knabe, deckt den Kleineren mit dem Schlitten zu, wirft so viel Holz darauf, als er kann, und ruft ihm zu: Bete, aber rühr' dich nicht! Ich habe Muth. Ach, mein Gott, sagt der Kleine weinend, wenn wir umkämen, die Mutter stürbe vor Gram. Der eine Knabe steckte also unter dem Schlit- ten und dem dürren Holze; der größere aber, der Janko, stellte sich mit der Art in Positur, und wie der eine Wolf, der am hitzigsten voraus gelaufen ist, herankommt, versetzt er ihm einen Hieb in den Nacken, daß er zu Boden fällt. In diesem Au- genblicke packt ihn der andere Wolf am Arm und wirft ihn zu Boden. Hier faßt er nun in krampfhafter Angst das Unthier mit beiden Händen an der Kehle und hält den weitgeöffneten Rachen von sich ab, doch ohne zu schreien, um das Leben sei- nes Bruders nicht in Gefahr zu bringen. Diesen aber ergriff in seinem Versteck eine unbeschreibliche Angst. Er wirft den
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