1854 -
Münster
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Fürstin ließ ihn sogleich vor sich kommen und freute sich sehr,
ihn wiederzusehen. Sie unterhielt sich einige Stunden mit ihm,
und auch der König, der dazu kam, nahm Antheil an dem
Gespräche. Die Königin fragte ihn endlich, ob er denn kein
Anliegen habe, indem sie sich nicht vorstellen könne, daß er so
ohne allen besonderen Zweck die weite Reise unternommen habe.
Allein er versicherte, er brauche nichts, sondern habe sein gu-
tes Auskommen, und der einzige Beweggrund seiner Reise sei
gewesen, seine ehemalige Schülerin noch einmal wiederzusehen.
Der König machte ihm hierauf den Vorschlag, daß er die
Merkwürdigkeiten Berlins besehen und um ein Uhr sich wieder
einfinden und zu Mittag mit ihm essen sollte. Der alte Mann
wollte aber das Anerbieten nicht annehmen und entschuldigte
sich. Allein der König wiederholte es ihm in vollem Ernste
und sagte ihm noch, sie seien ganz allein, er solle nur kom-
men. Der Lehrer fand sich auch wirklich zur bestimmten Zeit
ein und aß mit an des Königs Tafel. Als sie aufstanden,
übergab ihm die Königin ihr mit Edelsteinen eingefaßtes Bild-
niß und sagte zu ihm: „Nehmen Sie, mein lieber, alter Leh-
rer, diese Kleinigkeit zum Andenken von Ihrer ehemaligen
Schülerin, die sich recht herzlich freut, ihrem Lehrer noch ein-
mal danken zu können!" Der alte Mann im höchsten Grade
überrascht und gerührt, konnte keine Silbe hervorbringen; einige
Thränen, die ihm über die Wangen herabrollten,, zeigten zur
Genüge seine dankbaren Gefühle. Der König sagte ihm hierauf
noch, es sei dafür gesorgt, daß er, sobald es ihm beliebe, von
Berlin nach Darmstadt mit Ertrapoft frei zurückreisen könne.
58. Unser Vaterland.
Kennt ihr das Land, so wunderschön
In seiner Eichen grünem Kranz,
Das Land, wo auf den sanften Höh'n
Die Traube reist im Sonnenglanz?
Das schöne Land ist uns bekannt;
Es ist das deutsche Vaterland.
Kennt ihr das Land, vom Truge frei.
Wo noch das Wort des Mannes gilt.
Das gute Land, wo Lieb' und Treu'
Den Schmerz des Erdenlebens stillt?