1854 -
Münster
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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klärung zum blauen Himmel empor, als spräche er ein
Dankgebet. Zum Bruder aber sagte er: „Bringe die
Weintraube meinem nächsten Nachbar, der dort am Fel-
sen seine Zelle hat; sage ihm meinen Gruss im Herrn
und bitte ihn, sich an der Frucht zu laben!“ Der Bru-
der verneigte sich und ging. Makarius aber trank küh-
lendes Wasser und pries den Herrn in einem Psalm. —
Am folgenden Tage sass er um dieselbe Zeit vor seiner
Hütte und schauete nach der untergehenden Sonne. Da
erschien abermals ein Bruder vor ihm und überreichte
eine Traube. Makarius betrachtete sie mit Staunen; denn
er erkannte, dass es dieselbe Traube war, welche er
Tages zuvor empfangen hatte. Darum machte er sich
auf, um zu erfahren, wie die Traube wieder,an ihn zu-
rückgekommen. Und siehe! er musste in die ganze Runde
von Bruder zu Bruder wandern; ein Jeglicher hatte sie
von seinem nächsten Nachbar zum Geschenke erhalten
und sie wieder dem nächsten zugeschickt. Da freute sich
Makarius und dankte dem Herrn, dass solche Liebe und
Enthaltsamkeit unter ihnen wohne.
95. Sanct Elisabeth.
(Legende.)
Vom Schloß aufder Wartburg,
dem hohen,
Steigt nieder die mildeste Frau,
Sie blicket bald betend zum Himmel,
Sie blicket bald sehnend zur Au.
Die Spenden sind reichlich und
schwer;
Die bringt sie den Kindern, den
armen,
Drum schreitet sie fröhlich einher.
Eö schauet der Himmel so
freundlich
Herab auf die holdeste Frau,
Es duften ihr Blumen entgegen
Dort unten aus lieblicher Au.
O Thüringens hehere Fürstin!
Was mühst du dich. Zarte, so sehr?
Die Bürde ja will dich erdrücken.
Doch schreitest du fröhlich einher!
Die Mutter des Landes trägt
Spenden,
Doch horche! da rauscht's im
Gebüsche,
Dicht hinter der felsigen Wand
Da schreitet eilfertig ein Jäger,
Ihm flattert ein Falk aufder Hand.
Ludwicus, Elisabeth's
Gatte,
Er ist's, der urplötzlich erschien.
„Was birgst du da, Schwester,
im Mantel?"
So fragt er mit freundlicher
Mien'.