1854 -
Münster
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Er fasset die Falte des Mantels,
Den drückt sie erschreckt an die
Brust,
Und sorgsam verhüllt sie die
Spende,
Als war' sie sich Arges bewußt.
Hoch über dem Haupte der
Gattin
Erschien des Gekreuzigten Bild,
Vom strahlenden Kranze um-
geben.
Da sprach er zur Gattin, so mild:
Da schaut er die lieblichsten
Rosen,
Da haucht er den lieblichsten Duft,
Es füllen auf Sarons Gefilden
Nicht schön're balsamisch die Luft.
Wie Purpur so roth und wie
Märzschnee,
Nie hat er so holde erblickt.
Obwohl schon die Monde ge-
schwunden.
Wo Rosen im Garten man pflückt.
„Zeug ruhig, o Schwester, im
Frieden!"
Stieg sinnend die Wartburg
hinauf;
Doch nahm er der Rosen sich eine.
Die wahrt er als Heiligthum auf.
Die Rose noch trug er ambusen,
Als fern auf der See er verblich.
Viel hat er geschenkt und ge-
spendet.
Nie trennt' von der Rose er sich.
Da färbt sich, wie Rosen, die
Wange
Der lieben, holdseligen Frau;
Beruhigen will er sie kosend.
Da staunet und stutzt er, denn schau:
Bei epheuumranketer Eiche,
Dort, wo das Gesicht er ge-
seh'n.
Ließ Ludwig die Säule hinsetzen.
Mit strahlendem Kreuze verseh'n.
98. Was ein Bild vermag.
(Eine wirkliche Begebenheit.)
Eines Tages wurde ich (so erzählte ein junger Geistlicher)
zu einem Kranken gerufen. Ich trat in eine armselige Ein-
lieger-Hütte, deren Inneres jedoch die sorgfältigste Reinlichkeit
und Ordnungsliebe bekundete. Ein Mann in den fünfziger Jah-
ren erwartete mich im Lehnstuhl sitzend. Sowohl sein Anzug
als seine Gesichtsbildung verriethen, daß er früherhin besseren
Verhältnissen angehört hatte, als worin ich ihn jetzt traf. Thrä-
nen glänzten in seinen Augen, als er bei meinem Hereintreten
in mir denjenigen erkannte, der den im heiligsten Sakramente
verborgenen Heiland zu ihm trug. Sein blasses, abgemagertes
Gesicht, der beengte Athem, verbunden mit einem hohlen, an-
gestrengten Husten, deuteten unzweifelhaft an, daß der Kranke
an der Schwindsucht leide; doch hatte diese noch nicht den
höchsten Grad erreicht. Das ganze Benehmen des Mannes