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1. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 113

1854 - Münster : Aschendorff
113 für das Schwesterlein aufgespart," und dann ging er wieder zum Ofen zurück. Eine halbe Stunde darauf kam der Vater zurück, schaute die Frau mit tiefer Betrübniß an und sagte: „Theres! wir sind recht unglücklich! Ich stehe den ganzen Morgen schon an der Eisenbahn und habe noch keinen Kreuzer verdient. Ich wollte, ich wäre todt; ich weiß nicht mehr, was zu machen." Unterdes- sen sagte Hansel: „Vater! ich habe so arg Hunger; hast du kein Brod mitgebracht?" Da schaute der Vater den Klei- nen so finster an, daß er erschrocken sagte: „Vater ich will es nicht mehr thun! Und als der Vater auch noch das kleinste Kind sah, wie es in den Tod hinübersiechte, da wollte jeine Seele untergehen in unendlichem Jammer und Schmerz, und umsonst suchte er einen Ausgang aus dieser Noth. Endlich sprach er: „Ich weiß jetzt nichts mehr, als ich verkaufe bei der Versteigerung unsern Schubkarren." Und dieser war noch das einzige Werkzeug, womit der Arbeitsmann sonst sein Brod verdiente. An jedem Freitage wird in Antwerpen auf dem Markte Ver- steigerung abgehalten, wozu Jeder bringen kann, was er will. Der Mann gab dem Ausrufer seinen Schubkarren, und wartete schrecklich traurig, bis die Reihe daran kam. Da gingen gerade zwei reiche Fräulein über den Markt, und eine sagte zur an- dern: „Sieh' doch, wie der Mann dort gar so traurig und ver- stört allssieht." Sie blieben nun stehen in seiner Nähe und hörten, daß ein Bekannter mit ihm redete, was er da thue, und erfuhren hiedurch seine Noth. Sie beredeten sich nun, was sie thun wollten. Sie steigerten mit, und erstanden den Schub- karren um 27 Franken. Alles verwunderte sich und lachte, daß so vornehme Frauenzimmer einen Schubkarren ersteigerten. Sie zahlten sogleich und sagten dem Manne, er möge den Karren ihnen heimführen, sie wollten ihn dafür besonders bezahlen. Er wollte aber nicht, weil er ein nöthiges Geschäft habe; er wollte näm- lich geschwind etwas zu essen kaufen für seine hungernde Fami- lie. Da sie ihn nun fragten, wo er wohne, und er ihnen dies beantwortet hatte, sagten sie, er mache keinen Umweg; gerade dahin solle er den Schubkarren führen. Nun that er's; doch mußte er noch am Wege anhalten, bis die Damen Erdäpfel, Brod und Holz und einen Napf voll Reis kauften, und auf 8
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