1854 -
Münster
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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bis endlich ein großes Schiff seine Aufmerksamkeit auf sich zog,
das vor kurzem aus Ostindien angelangt war und jetzt eben
ausgeladen wurde. Schon standen ganze Reihen von Ballen
und Kisten auf und neben einander am Lande. Noch immer
wurden mehrere herausgewälzt und Fässer voll Zucker und
Kaffee, voll Reis und Pfeffer. Als er aber lange zugesehen
hatte, fragte er endlich einen Mann, der eben eine Kiste auf
der Achsel heraustrug, wie der glückliche Mann heiße, dem das
Meer alle diese Waaren an das Land bringe. „Kannitverstan",
war die Antwort. Da dachte er: „Aha, schaut's da heraus?
Kein Wunder, wem das Meer solche Reichthümer an das Land
schwemmt, der hat gut solche Häuser in die Welt zu stellen,
und solcherlei Tulipanen an die Fenster in vergoldeten Scher-
den." Jetzt ging er wieder zurück und stellte eine recht trau-
rige Betrachtung an, was er für ein armer Tropf sei unter
so vielen reichen Leuten in der Welt. Aber als er eben dachte:
„Wenn ich's doch auch einmal so bekäme, wie dieser Herr Kan-
nitverstan," kam er um eine Ecke und erblickte einen groß-
ßen Leichenzug. Vier schwarzvermummte Pferde zogen einen
ebenfalls schwarzüberhangenen Leichenwagen langsam und trau-
rig, als ob sie wüßten, daß sie einen Todten in seine Ruhe
führten. Ein langer Zug von Freunden und Verwandten des
Verstorbenen folgte nach, verhüllt in schwarze Mäntel und
stumm. In der Ferne läutete ein einsames Glöcklein. Jetzt
ergriff unsern Fremdling ein wehmüthiges Gefühl, das an kei-
nem guten Menschen vorübergeht, wenn er eine Leiche sieht,
und er blieb mit dem Hut in den Händen andächtig stehen, bis
Alles vorüber war. Doch machte er sich an den Letzten im Zug,
der eben in der Stille ausrechnete, was er an seiner Baum-
wolle gewinnen könne, wenn der Centner um 10 Gulden auf-
schlüge, ergriff ihn sachte am Mantel und bat ihn treuherzig
um Erküse. „Das muß auch wohl ein guter Freund von euch
gewesen sein", sagte er, „dem das Glöcklein läutet, daß ihr so
betrübt und nachdenklich mitgeht?" „Kannitverstan", war die
Antwort. Da fielen unserm guten Tuttlinger ein paar große
Thränen aus den Augen, und es ward ihm auf einmal schwer
und wieder leicht um das Herz. „Armer Kannitverstan", rief
er aus, „was hast du nun von allem deinem Reichthum? Was