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1. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 162

1854 - Münster : Aschendorff
— 162 — 144. Der Winter. Sie sind verschwunden, die reizenden Tage, und hinterlas- sen uns außer dem süßen Andenken, sie genossen zu haben, nichts als Bilder der Vergänglichkeit. Wie hat sich die ganze Gestalt der Natur verändert, und wie traurig blickt die Sonne aus trüben Wolken über Gärten hin, wo keine Blume mehr blühet, über Felder, wo keine Spur der Ernte mehr ist, über Hügel, wo der dürre Rest des Grases verblichen ist. In der Luft ist das Concert der Vögel verstummt, und ihre Stille wird et- wa nur von dem Gekrächze der Krähen oder von dem Ge- schrei der Zugvögel unterbrochen, die wärmeren Gegenden zueilen. Die Wälder erheben überall ihre falben Häup- ter, und stürmische Nordwinde treiben die abgerissenen Blätter weit von den Aesten, deren Schmuck sie waren. Die Berge umher stehen öde, von keinen Heerden mehr besucht, und von keinem Geblöcke mehr belebt; auf ihren dunkeln Abhängen trauert der beraubte Weinstock, und kein Jauchzen der Winzer läßt sich mehr hören. Die Blumenplätze der Gärten liegen zerstört; die Bäume haben ihre Frucht abgeliefert, und die Weichlinge unter den Blumen verschließen sich wieder in gewärmte Gewächshäuser. Wie traurig liegt die weite Landschaft vor mir, worin jede Helle Farbe verblichen und der Hauptschmuck des Feldes, das Grüne, in ein mattes Gelb übergegangen ist, und überall die Spuren der Vergänglichkeit erscheinen! Ein dicker Nebel ist der Gefährte des Morgens, und langsam steigt der Tag durch die Frühstunden, wie auf Stufen, zur Heiterkeit empor, wenn ihm noch eine Heiterkeit vergönnt ist. Allmählig beeisen sich die Ufer; jede Nacht erweitert das Gebiet des Frostes; der Strom wird langsamer und das Rauschen dumpfer; wie mit einem krystalle- nen Pflaster, unter welchem der Fluß unbemerkt dahinschleicht oder unwillig im leisen Klagen murmelt, überdecken die schwim- menden Eisklumpen das Wasser. Der See gleicht einem glatten Spiegel, auf welchem das Morgenlicht blitzt, ohne ihn zu durch- ' wärmen. Eine sanfte Brechung der Strahlen und ein ergötzen- des Spiel der Farben erscheinen auf der Hellen Fläche. Bald malt die Sonne ihr Bild auf dem Eise als eine glänzende Scheibe; bald läßt sie den ganzen krystallenen See in einem rothen Feuer brennen. An jener Seite schwärmt die Jugend
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